Abschnitt VI

REIFE LIEBE - TIEFGANG UND GENUSS

HOHELIED 7,1 - 8,4

In Abschnitt VI sehen wir, wie Salomo und Sulamith ausleben, was ihnen in der Verlobungszeit nicht gestattet war. Aus einem Liebhaber, der sich wegschicken lässt (Hohelied 2,17), wird ein Ehemann, der sich an seiner Frau nicht sattsehen kann und sie sexuell genießt. Aus einer schüchternen Taube (Hohelied 2,14) wird eine reife Frau mit Ausstrahlung, die ihren Mann mit immer neuer Liebe beglückt.

Hohelied 7,1 Dreh dich um, dreh dich um, Sulamith; dreh dich um, dreh dich um, dass wir dich betrachten! Was wollt ihr an Sulamith sehen beim Reigen von Machanaim? 2 Wie schön sind deine Tritte in den Sandalen, Fürstentochter! Die Biegung deiner Hüften sind wie ein Halsgeschmiede, ein Werk von Künstlerhand. 3 Dein Nabel ist eine runde Schale, in welcher der Mischwein nicht mangelt; dein Leib ein Weizenhaufen, umzäunt mit Lilien. 4 Deine beiden Brüste sind wie ein Zwillingspaar junger Gazellen. 5 Dein Hals ist wie ein Turm von Elfenbein; deine Augen wie die Teiche zu Heschbon am Tor der volkreichen Stadt; deine Nase wie der Libanonturm, der nach Damaskus hinschaut. 6 Dein Haupt auf dir ist wie der Karmel, und das herab wallende Haar deines Hauptes wie Purpur: ein König ist gefesselt durch deine Locken! 7 Wie schön bist du, und wie lieblich bist du, o Liebe, voll von Wonnen! 8 Dieser, dein Wuchs gleicht der Palme, und deine Brüste den Trauben. 9 Ich sprach: Ich will die Palme ersteigen, will ihre Zweige erfassen; und deine Brüste sollen mir sein wie Trauben des Weinstocks, und der Duft deines Atems wie Äpfel, 10 und dein Gaumen wie der beste Wein, der dem Geliebten sanft hinuntergleitet, der die Lippen der Schlummernden erregt. 11 Ich bin meines Geliebten und nach mir ist sein Verlangen. 12 Komm, mein Geliebter, lass uns aufs Feld hinausgehen, in den Dörfern übernachten. 13 Wir wollen uns früh aufmachen zu den Weinbergen, wollen sehen, ob der Weinstock ausgeschlagen ist, die Weinblüte sich geöffnet hat, ob die Granatapfelbäume blühen; dort will ich dir meine Liebe schenken. 14 Die Liebesäpfel duften, und über unseren Türen sind allerlei schmackhafte Früchte, neue und alte, die ich, mein Geliebter, dir aufbewahrt habe.
Hohelied 8,1 O wärest du mir gleich einem Bruder, der die Brüste meiner Mutter gesogen! Fände ich dich draußen, könnte ich dich küssen; und man dürfte mich nicht verachten. 2 Ich würde dich führen, dich hineinbringen in meiner Mutter Haus, die mich belehrte; ich würde dich tränken mit Würzwein, mit dem Most meiner Granatäpfel. 3 Seine Linke liegt unter meinem Kopf, und seine Rechte umfasst mich. 4 Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, dass ihr nicht weckt noch aufweckt die Liebe, bis es ihr <selbst> gefällt!