7,11 Ich bin meines Geliebten und nach mir ist sein Verlangen.
Schon die junge Liebe aus Hohelied 2,16 hatte ähnlich formuliert. Das Konzept einer Liebe, die sich verschenkt, bleibt bis ins hohe Alter gleich. Ich spiele meinem Partner vor der Hochzeit nichts vor. Mein Interesse an ihm und meine Hingabe an die Beziehung dürfen sich dadurch, dass ich mir seiner „sicher“ bin, nicht verringern. Der Gedanke, dass ich meines Geliebten bin, also ihm gehöre, muss sich durch die Ehe ziehen, weil Partnerschaft ein lebenslanger Lern- und Beglückungsprozess ist. Wie traurig ist es, Ehepaare zu sehen, die einmal voneinander begeistert und innig umeinander besorgt waren, aber irgendwann dazu übergegangen sind, nur noch nebeneinanderher zu leben.
Wie kommt es, dass Ehepaare sich auseinander entwickeln? Am Anfang steht das Ignorieren von Bedürfnissen. Als Jung¬verheiratete hat sie Fehler gemacht (vgl. Abschnitt V), aber als reife Ehefrau hat sie dazugelernt, weiß, was Salomo sich wünscht: nach mir ist sein Verlangen. Und sie ist von seinem Wunsch nicht abgestoßen, sondern sie lässt sich darauf ein. Sie ist eine weise Frau, die ihr „Haus baut“ (Sprüche 14,1). Und das ist der Grund dafür, dass sie nicht nur mit ihm „in den Garten geht“, sondern sich aktiv und kreativ in eine erfüllende Sexualität investiert. Sulamith kennt sein Verlangen und überrascht ihn mit Eigeninitiative und fantasievollen Vorschlägen.
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