8,4 Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, dass ihr nicht weckt noch aufweckt die Liebe, bis es ihr <selbst> gefällt!

Das Hohelied macht sehr deutlich, dass es die körperliche Liebe bejaht. Trotzdem warnt es davon, die damit verbundenen Gefahren zu unterschätzen. Körperliche Liebe soll und darf sich entfalten, aber in einer Beziehung, die ihr genug Schutz gibt. Und das ist - nimmt man die letzten Kapitel aus dem Hohelied ernst - eine Ehe zwischen zwei Menschen, die sich bewundern. Sulamith denkt diese Sätze als reife Frau, die sich darauf freut, Zeit mit ihrem Mann zu verbringen. Sie hat gewartet, es richtig gemacht, genießt das Resultat und gibt den Rat weiter.
Eine Ehe wird nicht einfach dadurch besser, dass sie älter wird. Zeit allein gibt einer Beziehung keinen Tiefgang. Was es braucht, sind zwei Menschen, die sich vornehmen, einander auf Dauer zu bewundern und einander mit kreativer Intimität zu beschenken. Solange wir uns aneinander freuen und einander begehren, solange wir reden und planen, so lange wird unsere Ehe reifen. Die Kraft einer Ehe kann nicht allein aus Disziplin, einem Sinn für Treue, Liebe zum Gehorsam gegenüber der Bibel, den Kindern oder Hobbies oder den gemeinsamen Anschaffungen erwachsen. Ehe lebt davon, dass zwei „eins“ werden und aneinander „kleben“ (vgl. 1Mose 2,24). Und der Klebstoff ist ein Zweikomponentenkleber aus Bewunderung und Intimität.