7,3 Dein Nabel ist eine runde Schale, in welcher der Mischwein nicht mangelt; dein Leib ein Weizenhaufen, umzäunt mit Lilien.

Der Nabel besitzt in Darstellungen von Frauen aus der Zeit Salomos (und später) eine besondere Wichtigkeit und wurde entsprechend groß abgebildet. Das Bild einer runden Schale passt gut auf die trichterförmige Vertiefung des Nabels, die durch Geburten (trotz Schwangerschaftsgymnastik) ausgeprägter wird und ein Zeichen für Fruchtbarkeit sein kann. Früher wurden Frauen meist mit einem auffällig nach vorne gerundeten kleinen Bäuchlein dargestellt. Dies wirkt auf den heutigen Betrachter schwanger, hat aber nichts damit zu tun. Ein anschwellender Bauch war bis ins 17. Jahrhundert das Zentrum der erotischen Aufmerksamkeit.
Wenn Salomo davon spricht, dass es dem Nabel nicht an Mischwein mangelt und ihr Leib ein Weizenhaufen ist, dann spricht er von der Fruchtbarkeit seiner Frau, die man am ehesten an der Form des Bauches ablesen kann. Der flache Frauenbauch ist eine moderne Erscheinung, die mit einer Geringschätzung der Fruchtbarkeit, mit Essstörungen und Fitnesswahn einhergeht. Eine runde Schale voller Mischwein ist hingegen ein Bild für Überfluss und Fülle.
Ein voller Nabel spricht für viele Schwangerschaften. Unfruchtbarkeit ist in der Bibel und weit darüber hinaus in vielen Kulturen bis heute ein schlimmes Schicksal für Frauen (vgl. Psalm 127,3; 128,3-4). Entsprechend wird eine gebärfreudige Frau als großer Segen betrachtet.
Auch der Weizenhaufen ist ein Bild für Segen und Fruchtbarkeit. Nach dem Schnitt zusammengetragen, repräsentiert er das Gelingen der Ernte. Weil der Leib einer Frau auch eine Bezeichnung für ihre Gebärmutter (Prediger 11,5; Richter 16,17; Psalm 22,11; 139,13) ist, steht der Weizenhaufen genau wie die runde Schale für einen gebärfreudigen Körper.
Aber warum ist ihr Leib umzäunt mit Lilien? Weil Salomo im Hohelied als Liebhaber beschrieben wird, der „in den Lilien weidet“ (Hohelied 2,16; 6,3). Das Bild des „Weidens in den Lilien“ steht für die Innigkeit der körperlichen Beziehung, die beide zueinander haben (nicht unbedingt für den sexuellen Vollzug). Wenn ihr Leib umzäunt mit Lilien ist, dann lädt er ein, verzehrt zu werden. Salomo beschreibt, wie er Sulamith sieht. Diese reife Frau, die vor dem Volk tanzt, ist für ihn attraktiv, einladend und begehrenswert. Er schläft immer wieder gern mit ihr und hat auch nach Jahren noch Lust auf sie.

An Ehemänner: Kannst du den reifen Körper deiner Frau mit seinem breiten Becken und dem rundlichen Bauch schön finden und genießen? Wenn nein, welche Frauen haben deine Aufmerksamkeit von deiner Liebsten abgezogen?


Guter Sex, begehrliche Blicke und das Ausleben erotischer Fantasien sind nicht das Privileg der Jugend. Gott möchte, dass wir nie damit aufhören, einander sinnlich zu begehren und genüsslich zu „verzehren“. Auch die reife Ehe darf sich ständig im Zustand des Verliebtseins1) befinden.

1)
Wie Kenner wissen, handelt es sich dabei nicht um überschäumende Frühlingsgefühle der jungen Leidenschaft, sondern um die tiefe, gepflegte Liebe eines reifen Ehepaars, dem es nicht an Sinnlichkeit, Verständnis und guten gemeinsamen Erfahrungen mangelt.