5,3 Ich habe mein Kleid <schon> ausgezogen, wie sollte ich es <wieder> anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen, wie sollte ich sie <wieder> beschmutzen?

So eine billige Ausrede! Und, warum lässt sie ihn nicht herein, wenn ihr Herz „wach“ ist, also Sehnsucht nach ihm hat? Weil Sünde nicht rational ist! Jeder eheliche Streit1) steht im Widerspruch zum Prinzip Liebe und ist auf seine Weise irrational und dumm (Sprüche 20,3). Ein Streit ist nicht logisch, richtig und gut, sondern unlogisch, falsch und schlecht.
Trotzdem kommt er vor. Und hier sehen wir, wie es dazu kommen kann: Ein Bedürfnis (in diesem Fall Salomos Bedürfnis nach Zweisamkeit) trifft auf Unwilligkeit, fehlende Sensibilität, Ignoranz und Ausflüchte. Und das, obwohl es den beiden nicht an Liebe, Leidenschaft und bewusster Wertschätzung mangelt. Es ist das „ganz normale Liebesleben“, in dem sich einer für einen Moment falsch verhält.
Für Salomo stellt sich die Frage: Wie gehe ich damit um? Was tue ich mit nassen Haaren vor der Schlafzimmertür meiner Traumfrau, mit dem Wunsch im Herzen, sie zu genießen, aber sie macht mir nicht auf? Und das als König! Soll ich die Wachen rufen, damit sie die Tür aufbrechen oder mir mit einem kräftigen Fußtritt in John-Wayne-Manier selbst Zutritt verschaffen? Sulamiths Verhalten lässt viel Raum für Bitterkeit, Zorn oder böse Worte. Und genau das wäre falsch. Nicht umsonst schreibt der Apostel Paulus: „Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung seien von euch weggetan, samt aller Bosheit“ (Epheser 4,31), und ermahnt Ehemänner dazu, ihre Frauen zu lieben und gerade „nicht bitter“ gegen sie zu sein (Kolosser 3,19). Streit ist Gift für eine Ehe2) (und jede andere Beziehung).
Erste Lektion3) zum Thema „Ehekrach“: Fang keinen Ehestreit an, geh lieber einfach weg!
Streit ist Sünde (Sprüche 17,19) und erwächst nicht aus meinem von Gott erneuerten Herzen, sondern aus meiner alten, sündigen Natur (Galater 5,20). Ein reifer Christ meidet den Streit (2Timotheus 2,24; Römer 13,13), weil er Herzen verschließt (Sprüche 18,19) und Gemeinschaft ungenießbar macht (Sprüche 17,1; 21,9).
Schaut man sich an, welche Haltungen in der Bibel zum Streit führen, dann sind das Dinge wie Zorn (Sprüche 30,33), Habgier (Sprüche 28,25), Übermut (Sprüche 13,10), Falschheit (Sprüche 16,28), sündige Lust (Jakobus 4,1), ein übertriebenes Interesse an unnützen und wertlosen Streitfragen (2Timotheus 2,23) sowie Spott (Sprüche 22,10) - alles nicht gerade christliche Verhaltensweisen.
Deshalb gibt Salomo in Sprüche 17,14 den Tipp: „Der Anfang eines Zankes ist, wie wenn einer Wasser entfesselt; so lass den Streit, bevor er losbricht (oder heftig wird).“ Das Gute an einem Streit ist, dass man ihn spüren kann, bevor er da ist. Wenn das Gefühl der Enttäuschung in Bitterkeit und Aggression umschlägt, ist es an der Zeit, das Schlachtfeld zu verlassen. Es ist besser, sich unrecht tun zu lassen (vgl. 1Korinther 6,7), als für einen Streit verantwortlich zu sein.

Wie oft in der Woche verletzt ihr euch durch Streit (oder Grobheiten)?

Wie häufig gelingt es euch, eure Meinungsverschiedenheiten und persönlichen Enttäuschungen ohne Streit aufzuarbeiten? Welche Beispiele fallen euch für die letzte Woche ein?

Wie gut schafft ihr es, Kompromisse zu finden und gemeinsam Regeln für die Familie festzulegen? Beurteilt ihr eure Fähigkeit dazu gleich?

Setzt sich einer von euch bei Entscheidungen mit seinen Argumenten immer durch? Wenn ja, warum ist das so?


Tipp: Nehmt euch vor, einen Monat einfach nicht zu streiten. Egal, was passiert, verzichtet auf Streit. Egal, ob einer zu spät kommt, unnötige Dinge kauft oder ob ihr auf dumme Weise kritisiert oder abgewiesen werdet … egal, was passiert, verzichtet einen Monat auf Streit und beobachtet gemeinsam, wie sich eure Beziehung verändert. Seht es einfach als Experiment4) . In meiner Ehe gab es einen Durchbruch, als wir diesen Tipp beherzigten. Und ich als Ehemann stellte überrascht fest, wie gut es meiner Frau tat, nicht mehr auf falsche Weise von mir kritisiert zu werden.

1)
Mit „Streit“ meine ich nicht den sinnvollen Austausch von unterschiedlichen Meinungen, sondern das, was gemeinhin darunter verstanden wird: unschöne Worte, Geschrei, Beleidigungen, Rechthaberei, aber auch die stillen Streitvarianten wie Flucht, Schweigen, Dinge in sich hineinfressen… Zum Thema Streittypen siehe die Einheit „Konflikte lösen und Streit vermeiden“ im Ehekurs. Zu einer guten Kommunikation in der Ehe gehört selbstverständlich die Fähigkeit, unterschiedliche Sichtweisen ohne Streit artikulieren zu können und Kompromisse zu finden. Wer nicht bereit ist, zuzuhören und einen gemeinsamen Mittelweg zu finden, wer sich nicht an miteinander vereinbarte Regeln halten kann und Einigungen immer nur „unter Vorbehalt“ eingeht, der liebt nicht, sondern dreht sich um sich selbst (vgl. Philipper 2,1-8).
2)
Mehr dazu: Fischer, Bärbel und Jürgen: Mit Werten erziehen & prägen, CMD, 2010. Vor allem die Lektion „Streit, Zank, Konflikte, Zwistigkeiten“ (S. 92ff). Außerdem findet sich im Ehekurs ein Vortrag zum Thema „Konflikte lösen und Streit vermeiden“. Lesetipp: John M. Gottman: Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe, Ullstein, 2002. Der Titel klingt reißerisch, aber das Buch ist sehr gut.
3)
Insgesamt gibt es neun Lektionen zum Thema „Streit in der Ehe“, die am Ende dieses Abschnitts als Übersicht aufgelistet werden.
4)
Experimente sind übrigens ein wunderbares Instrument, um Streitfragen zu lösen. Probiert doch, bevor ihr euch über den richtigen Weg streitet, alle im Raum stehenden Lösungswege aus und analysiert gemeinsam, welcher davon der Beste war.