2,15 Fangt uns die Füchse, die kleinen Füchse, welche die Weinberge verderben; denn unsere Weinberge sind in der Blüte!

Mit dem Bild von den kleinen Füchsen, die durch die blühenden Weinberge streifen und die Blüten herunterreißen, bitten Salomo und Sulamith um Hilfe. Die Zeit der Freundschaft, wenn die Sehnsucht schon erwacht ist, aber die Erfüllung noch aussteht, ist in besonderer Weise eine Zeit der Anfechtung und der Schwierigkeiten. Der Aufbau einer tiefen Beziehung ist nicht einfach. Sie braucht Unterstützung.
Zwei Prinzipien werden an diesem Vers deutlich:
(1) Auch die sinnlichste Beziehung will bewahrt sein. Leidenschaft allein ist nicht genug. Es braucht aktiven Schutz durch Dritte. Ohne diese Unterstützung wird aus Zuneigung nur schwer eine fruchtbare Ehe. Gerade weil die Weinberge in Blüte stehen, sind Vorkehrungs-maßnahmen sinnvoll. Eine auf dauerhaftes Glück angelegte Beziehung lebt davon, dass sie Hilfe von außen bekommt. Einzelkämpfer-Beziehungen gehen an den kleinen Füchsen, den Problemen und Stolpersteinen einer aufkeimenden, unreifen Beziehung, schnell zugrunde.
Es ist für Verliebte und Verlobte keine Schande, wenn sie ältere Ehepaare um Rat fragen oder Ehevorbereitungskurse besuchen. Es ist vielmehr ein Zeichen von Demut und Weisheit! Wer als junger Mensch meint, alle Hindernisse allein bewältigen zu können, ist auf dem Holzweg. Dieses Prinzip gilt nicht nur für junge Paare, sondern auch für ältere (s. Hohelied 5,8). Sucht deshalb nach einem ständigen Input an guten Ideen und hilfreichen Ehetipps. Ein Ehekurs, motivierende Predigten oder ein Urlaub mit einem guten Ehebuch sind Möglichkeiten, um eine andere Perspektive einzunehmen und erneut einen neugierig-kritischen Blick auf die eigene Ehe zu werfen.
(2) Probleme in einer leidenschaftlichen Beziehung - vor allem, wenn sie noch dabei ist, zu wachsen - sind kein Drama, sondern normal. Die kleinen Füchse sind Realität. Es nützt nichts, sie zu ignorieren oder darauf zu hoffen, dass die eigene Beziehung eine Ausnahme von dieser Regel darstellt. Wo die Liebe wächst, da nehmen auch Probleme und Gefahren zu. Erst wenn eine Ehe aufhört zu blühen, braucht sie die kleinen Füchse nicht mehr zu fürchten, weil es nichts mehr zu zerstören gibt.
Wo zwei Sünder Nähe wagen und sich aufeinander einlassen, werden sie unweigerlich Fehler machen und sich verletzen; nicht weil sie es wollen, sondern weil der Keim zum Desaster, die sündige Natur, in ihnen steckt. Niemand von uns muss sich anstrengen, um eine Beziehung zu belasten oder zu zerstören. Wir sind Meister darin, falsch zu reagieren oder dummes Zeug zu reden. Wie viele Ehen und Freundschaften sind über kleine Probleme gestolpert und daran zerbrochen! Mit unserer Neigung zur Sündhaftigkeit sind wir das Problem, nicht die Umstände oder irgendwelche Sachfragen1).

Welche aktuellen Probleme sind euch bewusst, an denen ihr gemeinsam arbeitet? Welche Reibungspunkte, Unverträglichkeiten, Mühen oder Knackpunkte belasten manchmal (oder häufiger) eure Beziehung?

Gibt es Schwierigkeiten in eurer Ehe, die Hilfe von außen nötig machen? Sieht womöglich nur einer von euch beiden den Bedarf dafür?

Kennt ihr ältere Ehepaare, die euch in der Art, wie sie ihre Beziehung führen, ein Vorbild sind? Was macht ihre Ehe so besonders?


1)
Siehe dazu auch die Anmerkungen zu Hohelied 5,8.