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Vorbemerkung: Die Antwort auf diese Frage möchte ich bewusst unscharf geben, weil ich selbst als junger Christ im Bereich Sexualität viele Ratschläge bekommen habe, die ich heute nur noch als persönliche Meinung betrachten kann. Rückblickend fühle ich mich durch ältere geistliche Geschwister manipuliert, die mir ihre eigene Sicht unter Verwendung von Bibelstellen als „göttliche Weisung“ präsentiert haben. Ich habe mich durch viel Bibelstudium „emanzipiert“ und habe ihnen vergeben, aber ich möchte selbst nicht denselben Fehler begehen.
Ich wüsste keinen Abschnitt in der Bibel, der die Frage, was „im Bett erlaubt“ ist, direkt behandelt. Die Antwort muss sich also - wie in vielen seelsorgerlichen Fragen - aus der Darstellung von (1) Schutzzielen und (2) klaren, biblischen Grenzen ableiten.
Schutzziele: Was ist das Ziel ehelicher Sexualität? Sexualität dient neben dem Zeugen von Kindern der beiderseitigen Freude. „Erlaubte“ Sexualpraktiken müssen diesem Schutzziel zuarbeiten. Das ganze Hohelied spricht davon, wie wichtig es für eine Ehe ist, die Freude an der Zweisamkeit (nicht nur am Sex!) zu entwickeln. Sexualpraktiken, die dieses Ziel nicht unterstützen, sollte man ablehnen.
Die einseitige Befriedigung eines Ehepartners auf Kosten des anderen ist eine sündige Verzerrung des Ideals von Liebe, das Jesus uns lehrt. Diese Liebe verschenkt sich, um zu empfangen. Sexualität ist kein Mittel der Selbstdarstellung und erst recht kein Raum für Egoismus und Dominanz (vgl. Salomos Reaktion auf Sulamiths Verweigerung). Sex ist dann „gut“, wenn er beiden „schmeckt“ (vgl. wie oft Wein als Bild für die Liebe verwendet wird). Von daher ist meines Erachtens nichts dagegen zu sagen, wenn ein Ehepaar neugierig unterschiedliche Sex-Stellungen ausprobiert und „seine Lieblingsstellung(en)“ entdeckt2).
Dasselbe gilt für das Vorspiel. Es braucht ein bisschen Mut, um eigene Bedürfnisse zu artikulieren oder den Partner auf Fehler hinzuweisen, aber es zahlt sich aus. Auch hier gilt: Erlaubt ist, was beiden „gefällt“. Was keinen Spaß macht, Ekel erzeugt, gesundheitsschädlich ist oder emotional überfordert, hat zu unterbleiben.
Abwechslung ist gut, aber nur in dem Rahmen, der beiden Partnern gut tut. In einer Gesellschaft, die Sexualität zum Hochleistungssport erklärt hat, fehlt mir manchmal diese Dimension der Gelassenheit. Ich kann biblisch nichts gegen die Verwendung von Ölen oder Reizwäsche sagen. Dasselbe gilt für Sex an ungewöhnlichen Orten oder spontane „Quickies“ zwischendurch. Wahrscheinlich lebt die eheliche Sexualität sogar gerade von der Abwechslung und dem Ungeplanten. Wie beim Essen braucht es einen guten Standard, der gesund erhält, und ab und zu das Festmahl.
Wenn wir als Familie von christlichen Freizeiten zurückkommen, bestellen wir - quasi als Abschluss - gern Pizza vom Lieferservice: große, fette Pizza mit Käse-Rand. Damit schlagen wir uns dann den Bauch voll. Nichts für jeden Tag, aber als Ausnahme nach anstrengenden Tagen toll. Denselben Tipp gebe ich Ehepaaren: Entwickelt im Bett einen guten Standard, der unter der Woche an normal-stressigen Tagen vor dem Einschlafen „eingeschoben“ werden kann, funktioniert und Spaß macht. Aber vergesst nicht, euch ab und zu bewusst Zeit für die „große, fette Pizza“ zu nehmen.
Biblische Grenzen: Bei den Grenzen ehelicher Sexualität fallen mir zwei Bereiche ein: Erstens glaube ich an eine Schöpfungsordnung. Dazu zählt für mich, dass bestimmte Körperöffnungen für bestimmte Zwecke geschaffen worden sind. Ich habe deshalb Bedenken bei Sexualpraktiken, die mit Oral- oder Analverkehr einhergehen. Wer sich „einen blasen lässt“ ist meines Erachtens nicht gerade an gemeinsamer Sexualität interessiert3). Selbst wenn es sein kann, dass eine Frau beim Analverkehr einen Höhepunkt erreicht, ist das für mich kein Grund, diese Sexualpraktik gut zu heißen4).
Der zweite Bereich leitet sich von klaren biblischen Geboten ab: Es gibt ein Verbot von Grausamkeit, Pornographie, Sodomie und Unzucht in der Bibel5). In diese Richtung weiter gedacht, können Sexualpraktiken, die Schmerz zufügen, erregendes Bildmaterial benutzen und Tiere oder andere Personen (Teilnehmer oder Zuschauer) als Sexualpartner benutzen, von Christen nicht gut geheißen werden.
Ein Tipp an alle, die viele Pornos gesehen haben: Informiert euch über die Lügen, die in diesen Filmen gezeigt werden6). Lasst nicht zu, dass sie euer Liebesleben prägen. Lügen sind das Werkzeug des Teufels, um vor allem Männer unzufrieden zu machen und ihr Leben zu zerstören! Deine Frau hat genug „Genusspotenzial“, um dich völlig glücklich zu machen. Sie muss nicht aussehen wie ein Dessous-Model. Vergiss nicht: Wir entscheiden uns, wen wir genießen wollen! Richten wir unsere Lust auf unsere Frau, wird uns Gott den Taumel der Leidenschaft schenken (Sprüche 5,18-19).
Habt ihr als Ehepaar schon einmal ausführlich über das Thema „Sexualität“ gesprochen?
Eigentlich mag man zu einer solchen Frage gar nichts mehr schreiben. Im aufgeklärten Internet-Zeitalter sollte wirklich jeder wissen, dass die Brustgröße einer Frau keinerlei Einfluss auf ihr Lustempfinden hat.
Was die Penisgröße angeht, gilt - abgesehen von dem seltenen Fall eines Mikropenis (der dann aber wirklich „mikro“ ist, also nicht nur „unterdurchschnittlich“) - das Sprichwort: „Kurz und dick, Frauenglück; lang und schmal, Frauenqual.“ Jeder freue sich an dem, was er hat.
Leidenschaft und „Erfolg im Bett“ sind weitaus mehr eine Frage der Beziehung als der körperlichen Ausstattung. Deshalb funktioniert „es“ auch nicht so gut nach einem Streit (Ausnahme ist vielleicht echter Versöhnungssex7) ). Ein geübter Liebhaber kennt die erogenen Stellen seiner Frau, weiß, wie wichtig ein erregendes Vorspiel ist, hat eine Vorstellung von der Erregungskurve einer Frau und sorgt durch eine romantische Atmosphäre für die richtige „Ausgangslage“. Eine gute Liebhaberin gibt sich gern hin (auch wenn sie selbst vielleicht darauf verzichten könnte), überrascht ihren Mann mit neuen, sexuellen Aktionen und kommuniziert ihre Bedürfnisse.
Weißt du um die Angst deines Partners, dich mit seinem Körper zu enttäuschen? Habt ich schon einmal darüber gesprochen, welche Erfahrungen ihr in eurer Jugend (oder in früheren Beziehungen) mit Hänselei, Missbrauch oder Scham gemacht habt?
Für die Frau ist das Vorspiel sehr wichtig, für den genießerischen Mann auch. Für viele Paare stellt das Vorspiel mit seiner langsamen Steigerung der weiblichen Erregung zu Recht den schönsten Teil der Sexualität dar. Hier darf ausprobiert, gestreichelt, eingeölt und geküsst werden, „bis der Arzt kommt“. Ohne diese Vorbereitung fällt es vielen Frauen schwer, einen Orgasmus zu erleben.
Was Männer oft nicht verstehen, ist, wann das Vorspiel beginnt. Es ist nämlich nicht der Augenblick, wenn er ihr ins Ohr flüstert: „Lass uns kuscheln“, sondern viel früher, wenn er sie morgens mit einem Kuss und einer Tasse Kaffee weckt, auf dem Weg zur Arbeit noch den Müll mit rausnimmt und abends mit einer Rose vor der Tür steht. Ein erotisches Vorspiel will eingebettet sein in eine Atmosphäre von Respekt, Fürsorge und Liebe. Vorspiel beginnt im Kopf. Warum sollte sich eine Frau für einen Mann öffnen, der nichts außer Kopulation will8)?
Tipp: Nehmt euch jede Woche mindestens einmal Zeit, um ohne Druck miteinander zu schlafen und das Vorspiel voll auszukosten. Plant diesen Moment fest in euren Terminkalender ein. Gute Sexualität will erlernt werden! Wie in allen Fragen des Genusses macht auch hier nur die Übung den Meister.
Ich weiß nicht, warum ich einem Mann mit Erektionsproblemen die Einnahme eines entsprechenden Medikaments verbieten sollte. Sexualität ist eine gute Gabe Gottes, die der Mensch genießen darf. Mir scheint, wer zu Hörgeräten, Rollstühlen, blutdrucksenkenden Medikamenten oder Pillen gegen Herzrhythmusstörungen ja sagt, kann auch zu Viagra™ ja sagen.
Gute Frage. Ich weiß nicht, ob Masturbation grundsätzlich Sünde ist.
Selbstbefriedigung taucht als eigener Tatbestand in der Bibel nicht auf. Das auf Onan (1Mose 38,9) zurückgehende Synonym „Onanie“ für Selbstbefriedigung hat nichts mit der Sünde von Onan zu tun. Onan sorgt nämlich durch Coitus interruptus dafür, dass die Witwe seines toten Bruders, obwohl er mit ihr eine Schwagerehe eingeht, nicht schwanger werden und seinem verstorbenen Bruder einen Erben schenken kann9). Seine Beweggründe tun hier nichts zur Sache. Wichtig ist nur: Onan onaniert nicht!
Auch wenn man vielleicht nicht sagen kann, dass Selbstbefriedigung immer Sünde ist, so gibt es doch ein paar Anhaltspunkte dafür, wann sie auf alle Fälle Sünde ist:
Hinweis: Ich kenne (fast) keinen Mann, der mit dem Thema Selbstbefriedigung nicht kämpft. Und der Gegner scheint unüberwindbar. In einer Gesellschaft leben zu müssen, die uns permanent via Internet, Werbung und Mode mit „nacktem Fleisch“ versorgt, bringt uns andauernd an unsere Grenzen.
Mir sind persönlich fünf Dinge wichtig geworden: (1) Ich stehe wieder auf, wenn ich falle (Sprüche 24,16). Noch schlimmer, als in Sünde zu fallen, ist es, wenn wir vor Scham liegen bleiben, uns nicht mit Gottes Vergebung beschenken lassen (1Johannes 1,8-9) und aufgeben oder unsere Sünde verheimlichen. (2) Nutze deinen Urlaub, um auszusteigen. Fahr irgendwohin, wo deine Sinne zur Ruhe kommen können (wenig Menschen, kein Internet, kein Fernsehen, viel Natur). (3) Bete mit anderen Männern (oder Frauen) deines Vertrauens um Hilfe (Jakobus 5,16). (4) Entwickle das einzige, mir bekannte, wirklich brauchbare Gegenmittel: eine erfüllende Sexualität mit deinem Ehepartner. (5) Vergiss nie, dass du einen Vater im Himmel hast, der dich bedingungs-los und grenzenlos liebt. Und das tut er nicht, weil du alles richtig machst, sondern weil du sein Kind bist und er Liebe ist. Es mag schwer fallen, an diese Liebe zu glauben (1Johannes 4,16), die auch dann für uns ist, wenn wir von uns selbst enttäuscht sind und uns schmutzig fühlen, aber Gottes verschenkende Liebe ist wahr, treu und in ihrer Tiefe einzigartig. Dein Vater im Himmel enttäuscht dich nie!
Ja, solange du sie nur für deinen Mann anziehst.
Die Frage ist deshalb interessant, weil sie uns zu der größeren Frage führt: Wann sind Imperative (Gebote und Verbote) in der Bibel normativ? Nicht jede Aufforderung gilt mir12). Ich denke aber, dass das Gebot aus 3Mose 18,19 heute noch gilt, weil (1) es in einer Reihe mit sehr schlimmen Sünden steht (Unzucht, Kindermord, Blasphemie) und (2) Gott die Heiden in Kanaan dafür richtet (3Mose 18,24-30). Es handelt sich also nicht um ein Gebot für Israel allein, sondern gilt allen Menschen. Beischlaf während der Menstruation ist ein „Gräuel“, das Gott richtet (3Mose 18,29). (3) Das Gebot wird in 3Mose 20,18 wiederholt und mit dem Tod bestraft. (4) Die Verse in Hesekiel 18,5-6 beschreiben das Verhalten eines Gerechten und dazu gehört auch, dass er sich einer Frau „zur Zeit ihrer Unreinheit nicht naht“.
Bringt es Vorteile für die Ehe, wenn man im Schnitt eine Woche im Monat nicht miteinander schlafen darf? Dazu kann ich nur sagen, dass wir folgende Erfahrungen gemacht haben:
Na klar. Ich würde es nur nicht als A1-Abzug für jedermann sichtbar über dem Ehebett aufhängen. Außerdem sind Bilder im Zeitalter des Internets so eine Sache. Manche erotische Fotografie fand schon ohne Wissen und Zustimmung der Dargestellten ihren Weg ins World Wide Web.
1Mose 2Mose 3Mose 4Mose 5Mose Josua Richter Ruth 1Samuel 2Samuel 1Könige 2Könige 1Chronik 2Chronik Esra Nehemia Esther
Hiob Psalmen Sprüche Prediger Hohelied
Jesaja Jeremia Klagelieder Hesekiel
Daniel
Hosea Joel Amos Obadja Jona Micha NahumHabakuk Zephanja Haggai Sacharja Maleachi