1,6 Denn siehe, ich erwecke die Chaldäer, das grimmige und ungestüme Volk, welches die Breiten der Erde durchzieht, um Wohnungen in Besitz zu nehmen, die ihm nicht gehören.

Die Geschichte der Chaldäer (oder Babylonier1) ) ist von einem rasanten Aufstieg und Niedergang geprägt (ich erwecke). Fast aus dem Nichts erobern sie innerhalb von wenigen Jahren ein Weltreich, das sich von Babylonien über Assyrien, Syrien, Palästina bis nach Ägypten ausdehnt. So schnell wie sie gekommen waren, gingen sie wieder. In der Erfüllung der Prophetie von Jeremia 29,10, die Rückkehr Israels nach 70 Jahren Gefangenschaft verheißend, übernimmt 539 Kyrus von Persien das babylonischen Weltreich. Israel darf nach Israel zurück.
Die Chaldäer werden als das grimmige und ungestüme Volk bezeichnet, weil es nicht nur ein paar Einzelne gibt, auf die dieses Urteil zutrifft, sondern das ganze Volk „tickt“ so. Das ist ihr Charakter. Sie verhalten sich wie eine Bärin, „der man die Jungen geraubt hat“ (2Samuel 17,8; „erbitterten“ = „grimmige“), unberechenbar, grausam und irrational.
Ihre Armee durchzieht die Breiten der Erde. Kein Stück Land bleibt von ihrer Tyrannei verschont, es gibt keine Rettung vor ihrer Zerstörungswut2) und Stärke.
Israel selbst hatte ein Land eingenommen, das sie nicht kultiviert hatten (vgl. 5Mose 6,10.11). Sie hatten die gottlosen Kanaaniter vertrieben, weil deren Schuld voll war (1Mose 15,16), nun lieferte ihre eigene Sünde sie dem Gericht Gottes aus. Die Chaldäer wollten Wohnungen in Besitz nehmen und waren bereit, die Bewohner zu vertreiben.


1)
Genau genommen ist das Neu-Babylonische Reich gemeint, das mit Nabopolassar seinen Anfang nimmt.
2)
In der letzten Schlacht Satans zieht seine Armee auch „auf die Breite der Erde“ (Offenbarung 20,9), um „das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt“ zu umzingeln.