1,7 Es ist schrecklich und furchtbar; sein Recht und seine Ehre gehen von ihm aus.

Die Armee der Chaldäer ist nicht „nett“. Sie ist schrecklich anzusehen, furchteinflößend und furchtbar.
Dieses Volk ist autonom. Es lässt nur sein Recht gelten und strahlt seine Ehre aus. Die Chaldäer lassen sich nichts sagen und haben nur ihre eigene Selbstdarstellung im Sinn. Sie geben niemandem Rechenschaft, akzeptieren nicht Gott als Maßstab für ihre Gerechtigkeit und brüsten sich mit ihren Erfolgen1). Nebukadnezars Anmaßung ist beispielhaft: „Ist das nicht das große Babel, das ich durch die Stärke meiner Macht und zur Ehre meiner Herrlichkeit … erbaut habe?“ (Daniel 4,27) Diese Anmaßung des (scheinbar) autonomen Menschen durchzieht die Weltgeschichte.
Ein modernes Beispiel:
William Ernest Henley
Invictus (Unconquered)2)
Out of the night that covers me, Black as the Pit from pole to pole, I thank whatever gods may be For my unconquerable soul. In the fell clutch of circumstance 
I have not winced nor cried aloud. Under the bludgeonings of chance My head is bloody, but unbowed. Beyond this place of wrath and tears 
Looms but the Horror of the shade, 
And yet the menace of the years 
Finds, and shall find, me unafraid. It matters not how strait the gate, How charged with punishments the scroll, 
I am the master of my fate: 
I am the captain of my soul.

Man kann Habakuks Erstaunen verstehen, wenn er feststellt, dass der Gott, der so vehement darauf bedacht ist, als der allein wahre Gott erkannt zu werden (2Mose 20,3-7), sich ein Volk als Strafmittel erweckt, dessen Charakter und Politik einzig darauf ausgerichtet zu sein scheint, selbst im Mittelpunkt zu stehen und sich groß zu machen. Und wie dieser Text klar zeigt, weiß Gott, was er tut! Er kennt das Herz der Chaldäer ganz genau!


1)
In der modernen Literatur finden sich ähnliche Züge bei Nietsches „Übermensch“, Shaws „Superman“, Goethes „Prometheus“ oder Henleys „Invictus“.
2)
Aus dieser Nacht, die mich umhüllt,
von Pol zu Pol schwarz wie das Grab,
dank ich welch immer Gottes Bild
die unbezwung’ne Seel mir gab.
Wenn grausam war des Lebens Fahrt,
habt ihr nie zucken, schrein mich sehn!
Des Schicksals Knüppel schlug mich hart -
mein blut’ger Kopf blieb aufrecht stehn!
Ob zornerfüllt, ob tränenvoll,
ob Jenseitsschrecken schon begann:
das Grauen meines Alters soll
mich furchtlos finden, jetzt und dann.
Was kümmert’s, daß der Himmel fern
und daß von Straf’ mein Buch erzähl’,
ICH bin der Meister meines Los´,
ICH bin der Captain meiner Seel’!