Sprüche 16,6

Durch Güte und Wahrheit¹⁾ wird Sünde gesühnt
und durch die Furcht des Herrn weicht man vom Bösen.

Dieser Vers darf nicht falsch verstanden werden, so als ob gute Taten Sünde sühnen könnten. Das können sie nicht! Aber das Begriffspaar Güte und Wahrheit steht für den Charakter eines Gerechten, der sich in Aufrichtigkeit und Freundlichkeit der Nöte der Armen annimmt. Nur der solcherart Gerechte erfährt durch das System der Opfer Sühnung seiner Sünden (3Mose 1,4). Wenn die Haltung nicht stimmt, dann macht das Opfer keinen Sinn (vgl. 1Samuel 15,22). Ein rebellisches und liebloses Herz erfährt keine Vergebung, egal wie viele Opfer es bringt (vgl. 4Mose 15,30). Im Neuen Testament formuliert Johannes ganz explizit: „Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde.“ (1Johannes 1,7) Auch hier ist die Reinigung von den Sünden direkt an den „Wandel im Licht„ gekoppelt. Nur wer Gottes liebevollen Charakter imitiert, der schafft die Voraussetzung dafür, dass er von seiner Sünde gereinigt werden kann²⁾.

Eine andere Auslegung könnte die sein: Die Sühnung geschieht durch Gottes Güte und Treue. Und seine Gnade führt bei dem Begnadigten zur Gottesfurcht (vgl. Psalm 130,4).

Der Begriff Furcht des Herrn beschreibt hier den Standard, den Gott gibt, um das Gottlose und Schlechte zu erkennen. Wer Gottes Wort kennt und anwendet, der weicht vom Bösen.

Das Leben des Gerechten ist von einem Lebensstil geprägt, der Gottes Liebe und Heiligkeit widerspiegelt. Der Gerechte ist nicht perfekt, sonst bräuchte er keine Sühnung mehr, aber er missbraucht auch nicht die Vergebung, um seinen laxen Umgang mit Sünde zu rechtfertigen. Gelebte Liebe und Gehorsam bilden die Grundlage für Vergebung und Heiligung.

Wovon hast du mehr: Von Gehorsam oder von Güte? Bist du mehr der, der auf Gebote achtet, oder der, der mit Menschen liebevoll umgeht³⁾? Wie kannst du den Bereich, in dem du besser bist, noch stärken?