Sprüche 1,12

Sprüche 1,12
wir wollen sie lebendig verschlingen wie der Scheol, und ganz, gleich denen, welche plötzlich in die Grube hinab fahren;

Der Plan der Verführer richtet sich gegen unschuldiges Leben (sie). Wie ein Erdbeben wollen sie lebendig und ganz verschlingen, sodass ihre Opfer keine Chance haben, sich vorzubereiten oder Vergeltung zu üben. Salomo beschreibt seinem Sohn den Lebensstil von Verbrechern, die kein Maß oder Zurückhaltung kennen. Wenn Menschen sich auf den Pfad des Bösen einlassen, entwickeln sie sich letztlich zu unersättlichen Gewalttätern1), denn Sünde ist wie ein Tumor, der wächst und um sich frisst und darauf abzielt, jede moralische Regung abzutöten. Allerdings besteht der erste Schritt auf dem Weg zum ausgewachsenen Sünder nicht in einem Auftragsmord, sondern darin, dass ich mich von Mördern beeinflussen und locken lasse. Erst wird mir ihr verbrecherischer Lebensstil lieb und dann lasse ich mich darauf ein, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen. Hier liegt für mich auch eine große Gefahr jugendlichen Medienkonsums. Problemlösungsstrategien in Actionfilmen und Computerspielen haben wenig mit der Realität zu tun. Die dargestellten „Helden“ sind oft alles andere als moralisch hochstehende Persönlichkeiten, ihre Motive meist nicht mehr als Rache, Lust auf Vergeltung oder Schlimmeres - alles Dinge, die Gott verbietet2). Beim Zuschauen und Spielen werde ich zu einem „Komplizen“, weil ich ihr böses Tun nicht richte (z.B. durch das Ausschalten des Computers oder Fernsehers), sondern aktiv unterstütze und mich über die „coolen Sprüche“, den „hohen Body Count3)“ oder die „geile Action“ freue (Sprüche 2,14). Ich bin nicht gegen Filme oder Computerspiele, aber wenn ich nicht aufpasse und meine Seh- und Spielgewohnheiten kontrolliere, lasse ich mich vom miesen Verhalten dieser virtuellen Vorbilder verführen und lasse mich in Gedanken auf einen Lebensstil ein, vor den ein Vater sein Kind warnen soll, der darauf abzielt, andere in die Grube hinab fahren zu sehen. Ich höre den Aufschrei! Mir ist schon klar, dass es sich bei Computerspielen um „Spiele“ handelt. Aber mal abgesehen davon, dass sie unendlich viel Zeit kosten, die ein junger Christ ins geistliche Wachstum und ins Bibelstudium stecken sollte4) (1Johannes 2,13.14), je realistischer ein Spiel ist, desto realer sind die moralischen Entscheidungen, die ich dabei treffe. Ein Beispiel: Wer als mittelalterlicher Assassine ohne triftigen Grund Menschen ermordet und im Rahmen seines „Auftrags“ alle Personen, die sich ihm zurecht in den Weg stellen, einfach kalt macht, der kann diesen Charakter nur spielen, weil er mindestens für die Zeit des Spiels ein Ja zum virtuellen Morden und Stehlen findet. Ich bin nicht grundsätzlich gegen Computerspiele, aber ich bin dagegen, dass in der Spiele-Parallelwelt Sünde erlaubt sein soll. Ich bin dagegen, weil meine Seele von jeder Art von Fehlentscheidung geschädigt wird. Was in Gedanken und in der Tat falsch ist (z.B. Rache, Diebstahl, Mord, Unzucht, Vergewaltigung usw.), ist es auch als Spielhandlung5). Für meine Seele macht es einen riesen Unterschied, ob ich beim Schach als Turm den Läufer meines Gegner schlage oder ob ich als Revolverheld in einem Saloon eine wildfremde Person aus purer Lust am Töten erschieße und sehe, wie sie blutend in sich zusammen bricht. Beides sind im Rahmen des Spiels erlaubte Spielzüge, beides kann sich im Fortgang des Spiels als richtig oder falsch heraus stellen. Aber das eine grenzt für mich greifbar an Blutdurst, Grausamkeit und Barbarei, das andere ist im schlimmsten Fall ein strategischer Fehler.

Was tust du bei Filmszenen, die Sex oder Gewalt darstellen? Schaltest du ab oder wirst du in solchen Momenten zum Spielball deiner Lust? Hast du schon einmal durch eine klar unmoralische Handlung in einem Film oder Computerspiel Spaß erlebt?


Wo das passiert, lassen wir uns von Leuten betören, die nichts Gutes mit unserer Seele im Sinn haben. Was junge und alte Christen m.E. dringend brauchen ist Seelenhygiene. Wenn wir uns erst einmal daran gewöhnt haben, dass uns Action, Gewalt, protziges Auftreten, Sex und Rache antörnt, dann übernimmt nämlich die Lust in unserem Leben die Regie, von der Jakobus sagt, dass sie uns erst lockt und dann zu weiterer Sünde verführt. Und das entspricht genau meiner Erfahrung: Die geistliche Schwäche vor allem von jungen, männlichen Christen geht damit einher, dass sie ihre Zeit verdaddeln und ihre geistliche Empfindsamkeit für Sünde, Anstand und Recht verspielen. Wir leben in einer Welt, in der Petrus neu gehört werden muss, wenn er im Auftrag des Heiligen Geistes anordnet: „Geliebte, ich ermahne euch als … Fremdlinge, dass ihr euch der fleischlichen Lüste, die gegen die Seele streiten, enthaltet.“ (1Petrus 2,11). Kluge Eltern bringen das ihren Kindern frühzeitig bei. EXKURS: DER SCHEOL Der Begriff „Scheol“ bezeichnet im Alten Testament ein Spektrum von Sachverhalten, die sich alle um Tod, Grab, das Totenreich und die Nachwelt drehen. Mit diesem Begriff wird beschrieben, was Menschen empfinden, wenn sie vor einem Grab stehen, in dem ein guter Freund beigesetzt wird. Der Begriff „Scheol“ steht erst einmal für das Grab, aber er verwandelt eine Grube von 2x3x3 Metern in den spürbaren Gegensatz zwischen absolutem Totsein und intensiver Lebendigkeit. „Scheol“ bezeichnet deshalb auch das Totenreich, den Ort, der unter der Erdoberfläche liegt und zu dem die Toten hinab fahren (Hiob 7,9; Hesekiel 31,15.17; 32,27). Wer in den Scheol hinabsteigt ist von der Heilsgeschichte6) abgeschnitten und nimmt nicht mehr an der gemeinschaftlichen Begegnung mit Gott teil. Von daher ist der „Scheol“ eine ewige Realität, die durch das Grab in Raum und Zeit symbolisiert wird. Der „Scheol“ ist das Ende, er ist ein „Land ohne Wiederkehr“ (Hiob 7,9). Personifiziert wird der „Scheol“ deshalb zum Feind, den man fürchten muss, weil er fesselt, Fallen stellt (2Samuel 22,6), hart ist (Hiob 8,6) und niemand seiner Gewalt entkommen kann (Psalm 89,49). Einmal dort angekommen, gibt es nur noch eine Hoffnung, nämlich, dass Gottes Zusage auf mich zutrifft, die er in Hosea 13,14 so formuliert: „Von der Gewalt des Scheols werde ich sie erlösen, vom Tod sie befreien“ (vgl. 1Korinther 15,54.55). Auch die Sprüche stoßen in dieses Horn: Sprüche 15,24 spricht davon, dass der Einsichtige den „Weg des Lebens“ nach oben geht, „damit er dem Scheol unten entfliehe“. Der Psalmist bekennt (oder hofft), dass Gott ihn aus dem tiefsten Totenreich „errettet“ hat7) (Psalm 86,13), was sich bei den Söhnen Korachs so anhört: „Gott aber wird meine Seele erlösen von der Gewalt des Scheols; denn er wird mich entrücken8)“ (Psalm 49,16). Das ist die Hoffnung der Gottesfürchtigen. Wo diese Hoffnung fehlt, wird „Scheol“ zum Inbegriff absoluter Verlorenheit, der auch schon einmal mit dem neutestamentlichen Begriff „Hölle“ zusammenfallen kann (vgl. Sprüche 15,24). Scheol steht also für Grab, Totenreich und Hölle.


1)
Die Grenze ihres Tuns wird dann nicht mehr von Moral, sondern nur noch von der Angst vor Strafe bestimmt. Brechen gesellschaftliche Schutzmechanismen (z.B. Polizeigewalt, Gerichtswesen) zusammen oder wird Gewalt gesellschaftsfähig (z.B. Verfolgung von Minderheiten, Abtreibung, aber auch ethisch bedenkliche, aber nicht verfolgte Finanztransaktionen), dann werden aus solchen Menschen Bestien, die nicht vor Mord, Vergewaltigung, Raub und Folter zurückschrecken.
2)
Siehe dazu: Fischer, Bärbel; Fischer, Jürgen (2010): Mit Werten erziehen und prägen. Ein Praxishandbuch zur Vermittlung biblischer Werte in der christlichen Erziehung. Hünfeld: Christlicher Mediendienst, Lektion 49 „Rache, Vergeltung, mit gleicher Münze heimzahlen, nachtragend sein“.
3)
Militärischer Begriff für die Anzahl getöteter Feinde.
4)
Tipp: Spiele nie mehr Stunden am Computer als du mit Gebet, Bibelstudium und dem Auswendiglernen von Bibelversen zubringst.
5)
Ich denke das auch für Lüge, weshalb ich mit Spielen, bei denen es explizit darum geht, den Mitspieler aktiv zu belügen (z.B. „Mäxchen“), nichts anzufangen weiß. Ich möchte mich in keiner Form an Sünde gewöhnen.
6)
Die Heilsgeschichte beschreibt Gottes Handeln mit der Welt, um sie zu retten. Solange ein Mensch lebt, ist er ein Teil dieser Geschichte und kann Vergebung finden (kleine Ausnahmen wie die Sünde wider den Heiligen Geist oder die Verhärtung des Pharao bestätigen diese Regel).
7)
O. erretten wird
8)
O. aufnehmen, hinwegnehmen