2,3 Siehe, ich bedrohe eure Nachkommen1) und streue Mist2) auf euer Gesicht, den Mist eurer3) Feste; und man wird euch zu ihm4) hintragen.

Deutlicher könnte Gott den Inhalt seines Fluchs nicht beschreiben. Wenn die Priester nicht Buße tun, wird er ihre Nachkommen bedrohen5). Es klingt in unseren Augen vielleicht merkwürdig, dass Gott hier den Priestern androht, dass ihre Kinder unter einem Fluch leiden werden, der aufgrund ihrer Sünde verhängt wurde, aber so sieht eben die Realität aus. Sünde ist nie nur Privatsache! Sie trifft immer die Familie bis zur „dritten und vierten Generation“ (2Mose 20,5; 34,7, vgl. 5Mose 28,32). Als Eltern können wir für unsere Kinder mit unserem Leben der größte Segen (Sprüche 20,7) oder der schlimmste Fluch werden. Kinder verlieren nicht ihre Chance auf das ewige Leben, wenn ihre Eltern sündigen (Hesekiel 18,4.20), aber sie leiden unter der gegenwärtigen Strafe für die Schuld ihrer Eltern (bis hin zum Tod! Vgl. Josua 7). Wie der Segen Gottes die Nachkommen der Leviten zahlreich macht (Jeremia 33,21.22), so raubt der Fluch Gottes ihnen das Lebensrecht.
Der mit Mist übersetzte hebräische Begriff begegnet uns in der Bibel ansonsten bei den Opfervorschriften (2Mose 29,14; 3Mose 8,17; 16,27; 4Mose 19,5) und wird dann auch mit „Mageninhalt“ übersetzt. Der „Mist/Mageninhalt“ ist ein Teil des Opfers, der „draußen vor das Lager“ gebracht und „auf Holzscheiten mit Feuer“ verbrannt werden muss (3Mose 4,11.12). Wenn Gott den Priestern androht, Mist aufs Gesicht zu streuen, dann bedeutet das, dass er vom unreinen Teil ihrer Opfer nimmt, um sie damit selbst unrein zu machen. Priester, die ihre Aufgaben schlecht erledigen, wird Gott selbst demütigen und für den Dienst unbrauchbar machen. Und ihr Abstieg wird damit enden, dass man sie auf den „Schutthaufen der Fettasche“ (3Mose 4,12) werfen wird6). Wenn die Priester nicht Buße tun, sind sie ein Auslaufmodell, das niemand mehr ernst nehmen wird und für das man so viel Interesse aufbringt wie für einen Abfallhaufen.


1)
O. die Saat. Man könnte hier an Ernteausfälle denken, aber der hebräische Begriff für „Same“ steht nicht für „Ernte“ (evtl. Jesaja 23,3), sondern für „Nachkommen“ von Pflanzen (1Mose 1,11) und Menschen (1Mose 4,25; 9,9). Natürlich könnte Gott die Saat der Priester bedrohen und den Samen das Aufkeimen, Wachsen und Fruchtbringen verbieten, aber viel bedrohlicher ist es, wenn Gott die Nachkommen der Priester ins Visier nimmt. Einwand: Zweimal wird in Maleachi „bedroht“ (Maleachi 2,3 und 3,11). Einmal ist es „Saat/Nachkomme“ das zweite Mal „der Fresser“ (= Heuschrecke). Die Parallele fällt auf, aber ich entscheide mich trotzdem für „Nachkomme“, weil es die wahrscheinlichere Übersetzung ist, besser zum Thema „Bund mit Levi“ passt und die „Heuschreckenplage“ kein zukünftiger, sondern ein gegenwärtiger Ausdruck des Fluchs ist (Maleachi 3,9-11). Vielleicht ist die Doppeldeutigkeit des Fluches auch gewollt.
2)
Ich wollte nicht drastischer mit „Kotze“ oder „Scheiße“ übersetzen, aber eigentlich ist der Magen- und Darminhalt gemeint (s. Auslegung).
3)
Es waren nicht mehr die Feste Gottes!
4)
Gemeint ist der Mist und der Ort, an dem der Mist abgeladen wird.
5)
Das Bedrohen ist ein Synonym für das Ausgießen von Gottes Zorn (Jesaja 54,9). Wenn Gott „bedroht“, dann gehen „Gottlose verloren“ und ihre „Namen“ werden „ausgelöscht“ (Psalm 9,5) und dann „fliehen“ ganze Völker (Jesaja 17,13).
6)
Das ist natürlich bildlich zu verstehen und doch humorvoll, wenn man sich vorstellt, wie der Hohepriester mitten auf einer Müllhalde auf einem Haufen unreiner Fettasche sitzt und traurig dreinblickt, weil sich niemand mehr für ihn interessiert.