2,17 Ihr ermüdet den HERRN mit euren Worten. Doch ihr sagt: Womit ermüden wir ihn? — Damit dass ihr sagt: Jeder, der Böses tut, ist gut in den Augen des HERRN, und an solchen hat er Gefallen; oder: Wo ist der Gott des Gerichts?

Gott hat die Nase von ihren Worten gestrichen voll. Wenn sie den Mund öffnen, werden sie ihm zur Last. Und dabei erkennt das Volk wieder nicht, womit sie ihn ermüden. Sie sind über Maleachis Vorwurf ganz erstaunt und sich keiner Schuld bewusst1).
Wo liegt ihr Problem? Sie sehen Gott nicht als Richter, er ist für sie kein Gott des Gerichts. Es gibt ihn, aber er hat kein Interesse an Recht und Unrecht2).Schlimmer noch: Ihr Gott hat Gefallen an solchen, die Böses tun. Bösewichte sind gut in den Augen dieses HERRN. Hatte Mose noch gelehrt, dass sie nicht tun sollen, was in den Augen Gottes böse ist, um ihn zu reizen (5Mose 4,25; 6,18), so behaupten sie das glatte Gegenteil3).


1)
Hier sehen wir das Drama einer Religiosität, die ihre Bindung an die Schrift verloren hat. Ihr Gottesdienst besteht aus Lippendienst und Menschengeboten (Matthäus 15,8.9) und verliert den Bezug zu den Geboten Gottes und damit zu Gott selbst. Was für Gott eine Freude sein sollte, wird ihm zum Ballast!
2)
Was natürlich ein riesen Unsinn ist. Wie sollte der Gott, der die Richter Israels zur Unparteilichkeit auffordert und allergrößtes Interesse an einer intakten Recht¬sprechung besitzt (5Mose 1,16.17) und der selbst einmal „jedes Werk, es sei gut oder böse, in ein Gericht über alles Verborgene bringen“ wird (Prediger 12,13.14), kein Interesse an Ethik besitzen?
3)
Grundlage für ihr Denken könnten die Erfahrungen sein, die sie mit dem Erfolg der Gottlosen gemacht haben. Sie hatten die „Frechen“ erlebt, die „gottlos handelten“ und mit ihrer Sünde (scheinbar) davonkamen (vgl. Maleachi 3,13-21). Weil sie nicht sahen, dass Gott die Sünder sofort richtete, gingen sie davon aus, dass Gott Gefallen an ihnen hatte und/oder kein Gott des Gerichts war.