Exkurs: Über die Wichtigkeit der „Zeit zu zweit“

Damit eine Ehe nicht zu einer reinen Zweckgemeinschaft verkommt, braucht sie Zeiten, in denen die Ehepartner nur für sich sind. Bewunderung und Liebe wachsen, wo wir uns nicht von Terminen und Aufgaben drängen lassen, sondern Zeit haben, um uns aneinander zu ergötzen. Je mehr unser Leben von Arbeit (auch Gemeindearbeit) bestimmt wird, desto wichtiger sind diese Auszeiten. Sonst bleibt die Liebe irgendwann auf der Strecke, Routine übernimmt die Kontrolle und „die Sünde lagert vor der Tür“ (1Mose 4,7).
Wir wollen euch als Ehepaar drei Tipps mitgeben: Nehmt euch Zeit für einen Eheabend in der Woche und fahrt einmal im Jahr gemeinsam in den Urlaub. Wenn ihr eine noch junge Ehe führt, plant alle vier Monate einen Abend ein, um miteinander über die Qualität eurer Ehe zu reden.

Eheabend
Plant einen Abend in der Woche für euch als Ehepaar. Es spielt keine Rolle, wie ihr den Abend1) verbringt, wichtig ist nur, dass ihr ihn beide genießt. Ihr könnt einen Tanzkurs buchen, Essen gehen, ein Konzert besuchen, über einen Trödelmarkt schlendern oder zu Hause einen DVD-Abend veranstalten. Macht jede Woche das Gleiche oder ständig etwas anderes - ihr entscheidet. Vielleicht hilft es euch, wenn ihr euch in der Vorbereitung des Eheabends abwechselt. Ihr könnt euch dann gegenseitig mit neuen Ideen beschenken.
Als junges Studenten-Ehepaar, noch lange, bevor es Blue-Ray-Disks gab und als wir noch sehr kleine Kinder hatten, haben wir uns von einer lieben älteren Freundin ihren Fernseher und Videorekorder ausgeliehen und uns in der Videothek einen schönen Film ausgeliehen. Später, die Kinder gingen inzwischen samstagabends in die Jugendgruppe der Gemeinde, waren die Eheabende von Käse, Rotwein, Baguette und Cool-Jazz geprägt2). Wir gehen selten weg und wenn, dann meistens ins Kino oder Restaurant. Aber so sind wir. Vielleicht habt ihr Lust auf Tanzen, geht zusammen in ein Fitnessstudio oder macht eine Spazierfahrt im Cabrio durch die laue Spätsommernacht … träumt einfach ein wenig und genießt die Zeit. Redet dann nicht über Probleme und anstehende Termine, plant nicht die kommende Woche oder den Großeinkauf. Genießt einander, redet über eure Liebe und die guten Dinge im Leben.

Eheurlaub
Sobald die Kinder groß genug sind, dass sie bei den Großeltern oder guten Freunden untergebracht werden können, solltet ihr gemeinsam übers Wochenende oder noch länger wegfahren. Wenn ihr - wie wir - einen vollen Terminkalender habt, plant solche Eheurlaube rechtzeitig und gebt ihnen eine hohe Priorität. Streicht die Idee „Eheurlaub“ nicht, weil sie zu teuer klingt. Man kann günstig Urlaub machen, indem man sich ein Zelt ausleiht oder in einer preiswerten Pension unterkommt. Wir haben uns öfter als „Haussitter“ betätigt und auf Domizile von befreundeten Christen aufgepasst. Dann kostet der Urlaub so gut wie nichts. Bitte denkt nicht: „Die anderen brauchen das, aber wir kommen gut ohne Eheurlaub aus“ - falsch! Ihr braucht Zeiten der Zweisamkeit, gerade in der hektischen Betriebsamkeit unserer westlichen Welt, die uns alles an Spannkraft abverlangt, was wir haben, um den Kopf nur halbwegs über Wasser zu halten. Solltet ihr merken, dass eure Freundschaft als Ehepaar auf wackeligen Beinen steht, dann ist ein Eheurlaub genau das Richtige.

Ehebesprechungsabend
Nehmt euch drei bis vier Mal im Jahr Zeit, um eure Ehe zu bewerten. Zieht euch zwei Stunden zurück und redet darüber, wie ihr eure Ehe empfindet. Der Ehebesprechungsabend ist nicht dazu da, um Dampf abzulassen oder Schuld zuzuweisen, aber er kann eine Möglichkeit sein, um distanziert und ohne Bitterkeit auf Dinge zu sprechen zu kommen, die in den letzten Monaten schief gelaufen sind.
Teilt euch vor allem die Gefühle gegenseitig mit. Wie empfindet ihr eure Ehe? Was läuft gut, was schlecht? Wo sind Probleme nicht angegangen worden? Was hattet ihr euch vorgenommen, aber habt es aus dem Blick verloren?
Ein solcher Abend kann eure Ehe schon vorher merklich entspannen, weil ihr aufkommende Alltagsprobleme nicht sofort klären müsst. Ihr könnt sie einfach aufschreiben, um sie später in der gelösten Atmosphäre zu besprechen. Ihr werdet erstaunt sein, wie viele Probleme allein dadurch an Dringlichkeit verlieren, dass sie ein Weilchen liegenbleiben. Nutzt den Ehebesprechungsabend unbedingt auch, um euch gegenseitig zu loben und zu ermutigen! Ihr seid auch dann ein tolles Team, wenn nicht alles rund läuft. Und legt bei diesem Treffen Ziele3) fest. Wo wollt ihr als Ehepaar wachsen? Vielleicht können euch dabei die Fragen dieses Crashkurses helfen. Ein Wort zum Schluss: Seid nüchtern! Ich glaube daran, dass es den Teufel gibt, eine persönliche, geistliche Macht, die es darauf anlegt, meine Ehe zu zerstören. Geht meine Ehe kaputt, sind mein Vorbild, mein Dienst und meine Familie im Eimer. Es ist für mich deshalb von größter Bedeutung, genug Zeit in meine Ehe zu investieren.
Wenn du noch jung bist und dich sehr in die christliche Gemeindearbeit (oder einen anderen ehrenamtlichen Dienst) investierst, dann überlege gut, ob dir dabei ausreichend Kapazitäten für deinen Ehepartner bleiben. Nicht umsonst enthält das Wort Gottes in 5Mose 24,5 das Prinzip, dass ein frisch verheirateter Mann ein Jahr lang von allen öffentlichen Verpflichtungen entbunden werden soll, um Zeit für seine Familie zu haben und seine Frau zu „erfreuen“. Manch ein Christ hat durch zu viel Engagement für die Kirche seine Ehe ruiniert. Seid nüchtern!
Ein Tipp an Ehemänner: Schreibe dir in einem ruhigen Moment einmal auf, was es dich kosten würde, Ehebruch zu begehen. Denke an alle Beziehungen, die davon betroffen wären. Meine Liste kannst du unter Was kostet mich Ehebruch einsehen. Mich ermahnt schon ein kurzer Blick auf diese Zusammenstellung, hart am Glück meiner Ehe zu arbeiten4).

1)
Es kann natürlich auch ein Vormittag oder Nachmittag sein. Seht den „Abend“ als eine Variable für vier bis sechs Stunden Zeit, die ihr ungestört so verbringt, wie ihr das wollt.
2)
Den FSK 16-Anteil dieser Abende lasse ich jetzt einfach mal unerwähnt. Auch Salomo hüllt seine eigene Sexualität in Bilder und Schweigen.
3)
Bei „Zielen“ handelt es sich um möglichst konkrete und realistische Ergebnisse, die ihr zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt erreichen wollt. Statt „wir wollen oft miteinander in Urlaub fahren“ besser: „Wir fahren am zweiten Wochenende im April zusammen in ein Romantikhotel“.
4)
Hier findet sich ein sehr schöner, englischsprachiger Artikel, wie man der beste Freund seines Ehepartners wird: http://michaelhyatt.com/how-to-become-your-spouses-best-friend.html