1,9 Einer Stute am Prachtwagen des Pharao vergleiche ich dich, meine Freundin.

Salomo sagt nicht einfach nur: „Du bist schön“, sondern er verwendet aus unserer Perspektive ungewöhnliche Worte, um seiner Frau und Freundin1) zu verstehen zu geben, wie speziell und wertvoll sie für ihn ist.
In der Bibel wird nur hier eine Stute erwähnt. Im zweiten Jahrtausend vor Christus aus Asien eingeführt, stehen Pferde zu dieser Zeit für Krieg und königliche Würde, weniger für den gewöhnlichen Transport oder die Landwirtschaft. Man nimmt an, dass Pferde bis zur Zeit der Perser Staatseigentum darstellten und fast ausschließlich für Kriegszwecke verwendet wurden. Man setzte sie als Zugpferde vor Streitwagen ein, auf denen Bogenschützen schnell in Position gebracht werden konnten. Der Pharao hatte als unbeschränkter Herrscher über Ägypten nur das Beste vom Besten. Er konnte sich die edelsten Rösser leisten, deren Aussehen und Qualität legendär waren. Wenn Salomo hier Sulamith mit einer Stute am Prachtwagen des Pharao vergleicht, dann verschmelzen in diesem Bild Kraft, Schönheit, Wert, Würde und Adel miteinander. Sulamith hat Rasse, Klasse und Ausstrahlung!

An Ehemänner: Welche modernen Vergleiche eignen sich dafür, in einem Liebesbrief an deine Frau, ihre Schönheit zu beschreiben (zum Beispiel „Du bist wie ein Ferrari - mit Ausstrahlung, formvollendet und scharf!“)?

An Ehemänner: Wann hast du dich das letzte Mal hin¬gesetzt und nach poetischen Vergleichen für deine Frau gesucht, weil du ihr mitteilen wolltest, dass sie etwas Besonderes für dich ist? Sei nicht erschrocken, wenn das schon ein oder zwei Jahrzehnte her ist!


1)
Der Begriff wird außerhalb des Hohelieds nur noch für die Freundinnen von Jeftahs Tochter (Richter 11,37) gebraucht. Er bringt große Verbundenheit zum Ausdruck. Er könnte hier auch mit „Geliebte“ übersetzt werden. Siehe auch die Anmerkung zum Thema „Freundschaft“ in der Auslegung zu Hohelied 5,16.