1,12 Während der König zu Tisch sitzt, gibt meine Narde ihren Duft.

Sulamith greift Salomos Gedanken auf und erinnert sich daran, wie ihre Narde, auch eines seiner Geschenke, duftet, wenn sie miteinander zu Tisch sitzen1).
Narde (Nardostachys jatamansi) ist der Name einer wohlriechenden Pflanze aus dem Himalaja. Aus ihren Wurzeln werden kostbare und stark riechende Öle gewonnen. Es handelt sich bei der Narde um eine exotische Substanz und um das wahrscheinlich teuerste Parfüm seiner Zeit (vgl. Markus 14,3-5; Johannes 12,3-5). Es ist das passende Geschenk eines Königs an seine Geliebte.
Sulamith umgibt Salomo mit diesem Geruch und schafft dadurch eine Atmosphäre für ihren Mann, die ihn auf andere Gedanken bringt. Wenn er bei ihr ist, kann er abschalten, sich fallen lassen und zur Ruhe kommen. Sie weiß, was er sich wünscht und was er braucht. Eine Frau bringt Kraft, Schönheit und Atmosphäre in das Leben eines Mannes. Sie ist seine „Gehilfin2)“ (1Mose 2,18.20), seine „Herrlichkeit“ (1Korinther 11,7) und von Gott begabt, aus einem Haus ein Zuhause zu machen (vgl. Sprüche 31).

Frage (an Ehefrauen): Wie sorgst du dafür, dass dein Mann zu Hause eine Atmosphäre der Entspannung findet? Kommt dein Mann gern nach Hause?

Frage (an Ehefrauen): Wie würdest du deine Wirkung auf deinen Mann beschreiben? Bist du eher die nörgelnde Ehefrau, der man es nie recht machen kann und vor der man besser davonläuft, oder eine Sulamith? Würde dein Mann deine Einschätzung teilen?


1)
Die Übersetzung „Tafelrunde“ (z.B. revidierte Elberfelder) setzt unnötiger Weise die Anwesenheit von anderen Männern voraus. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sulamith hier nicht an einen Saal voller Menschen denkt, die mit ihrem Mann, dem König, zu Abend essen, sondern eher an ein Glas Rotwein, mit dem die Eheleute, auf der Couch sitzend (so könnte man „Tafelrunde“ auch übersetzen) den Tag beenden, bevor sie ins Bett gehen.
2)
Im Sinn von „Rettung“, wie auch Gott unsere „Hilfe“ ist (Psalm 33,20).