6,10 Wer ist sie, die da hervor glänzt wie die Morgenröte, schön wie der Mond, rein wie die Sonne, furchtbar wie Kriegsscharen?1)

So sprechen die anderen Frauen über Sulamith. Ihre Beschreibung erinnert eher an eine Göttin als an eine reale Frau. So ist die Morgenröte in den Mythen Kanaans eine Gottheit, die die Strahlen ihrer Schönheit über das Land wirft. Die Anbetung von Sonne und Mond2) ist ein verbreitetes, in der Bibel gut dokumentiertes Fehlverhalten (5Mose 17,3; 2Könige 23,5; Hesekiel 8,16).
Mit den Vergleichen wird die Bewunderung für Sulamith auf die Spitze getrieben. Ihre Ausstrahlung ist so kraftvoll und ihr Wesen so einnehmend, dass alle Frauen nur ehrfürchtig ihre Überlegenheit anerkennen können.

Wird euer Ehepartner von anderen mehr geschätzt als von euch? Bekommt er außerhalb der Ehe mehr Anerkennung und Bewunderung als innerhalb?

Wofür ist deine Frau/dein Mann bei anderen bekannt? Lobst du sie/ihn für dieselben Dinge oder sind sie für dich schon so selbstverständlich geworden, dass du sie kaum mehr wahrnimmst?


1)
Der Bezug auf die „furchtbaren Kriegsscharen“ verklammert Hohelied 6,4 mit Hohelied 6,10. Der gesamte Block beschreibt Salomos einfühlsame (Wieder-)Annahme seiner geliebten Sulamith.
2)
Die Worte, die für „Sonne“ und „Mond“ verwendet werden, sind poetische Begriffe.