Sprüche 21,14

Sprüche 21,14

Eine Gabe im Verborgenen wendet den Zorn ab,
und ein Geschenk im Gewandbausch1) heftigen Grimm.

Die Schwierigkeit in der Auslegung dieses Spruches liegt in der Frage, ob er etwas Positives oder etwas Negatives beschreibt. Handelt es sich um ein Bestechungsgeschenk ist das beschriebene Verhalten wirkungsvoll, aber falsch (vgl. Sprüche 15,27; 17,23; 5Mose 27,25; Jesaja 33,15). Dass die Gabe im Verborgenen und im Gewandbausch (d.h. versteckt in der Kleidung) gegeben wird, deutet für viele Ausleger auf Bestechung hin. Ich bin mir da nicht so sicher, weil es hier darum geht, Zorn und Wut abzuwenden, und nicht darum, das Recht zu beugen. Auch wenn der Begriff Geschenk sehr oft im negativen Sinn von Bestechungsgeschenk verwendet wird (2Mose 23,8; 5Mose 10,17; 16,19; 27,25; 1Samuel 8,3; 2Chronik 19,7; Hiob 15,34; Psalm 15,5; 26,10; Jesaja 1,23; 5,23; 33,15; Hesekiel 22,12; Mi 3,11), so kann er eben auch ein legitimes Geschenk bezeichnen, mit dem man einen Bündnispartner gewinnt (1Könige 15,19: Asa zieht Ben-Hadad auf seine Seite und bringt ihn dazu, dessen Bund mit Bascha von Israel aufzulösen; 2Könige 16,8: Ahas erkauft sich die Hilfe des assyrischen Königs gegen die Könige von Aram und Israel). Ganz nüchtern erfasst dieser Vers m. E., dass Geschenke das Verhältnis von Menschen beeinflussen und das können wir ohne schlechtes Gewissen für uns ausnutzen. Wenn Jesus davon spricht, dass wir uns Freunde mit dem ungerechten Mammon machen sollen (Lukas 16,9), dann erscheint mir das eng am Grundgedanken dieses Verses.

Wer ist gerade (zurecht) zornig auf dich? Was könntest du dieser Person schenken, um ihr eine Freude zu machen?



1)
S. Anmerkungen zu Sprüche 17,23