Sprüche 12,12

Sprüche 12,12

Der Gesetzlose gelüstet nach dem Raub1) der Bösen,
aber die Wurzel der Gerechten ist ergiebig.

Dieser Vers knüpft inhaltlich an den vorangehenden an. Während die Gerechten ihr „Land bebauen„ (Sprüche 12,11) und durch Fleiß, Glauben und Kontinuität ihr Leben meistern, will der Gesetzlose den Erfolg ohne Aufwand. Er sieht, wie die Bösen durch ihre Raubzüge wohlhabend werden und sehnt sich nach ihrem Beutegut. Für ihn ist das Lebenskonzept der Gangster weniger verwerflich, weil es sie reich macht. Wahrscheinlich möchte er nicht ihr ewiges Schicksal und ihre zeitlichen Strafen (Drogenabhängigkeit, Haftstrafen, Schusswunden oder zerbrochene Beziehungen) teilen. Der Gesetzlose weiß wahrscheinlich, dass die Bösen nicht immer glücklich sind, vielleicht verachtet er sogar als „guter Staatsbürger“ ihr Verhalten, aber in seinem Innern wünscht er sich ihre Villen, ihre Autos, ihren Schmuck, ihre Yacht…

Dem Raub der Bösen stellt der Vers die Wurzel der Gerechten gegenüber. Während der Gesetzlose das leicht verdiente Geld bewundert, hat der Gläubige eine Wurzel. Das Bild der Wurzel steht für Stabilität, Segen und Sicherheit. Wenn der Vers die Wurzel als ergiebig bezeichnet, dann deshalb, weil sie die Quelle kontinuierlicher Versorgung ist. Wie die Wurzel eines Baums, den Stamm und die Krone trägt und versorgt, so versorgt die Wurzel der Gerechten den Gerechten. Was der Gesetzlose sich vom Raub verspricht, bekommen die Gottesfürchtigen von der Wurzel. Die Wurzel der Gerechten ist ihre Beziehung zu Gott. Ihre Frömmigkeit prägt ihren Charakter, schenkt ihnen Weisheit, Segen und Zuversicht. Sie können sich an dem freuen, was sie haben und darauf vertrauen, dass Gott sie mit dem versorgt, was sie brauchen.

Wie geht es dir, wenn du junge Männer mit Goldkettchen in teuren Luxusschlitten an dir vorbeifahren siehst? Was denkst du über sie? Beneidest du sie oder ihre Begleiterinnen um ihren Lebensstandard?



1)
O.: Fangnetz, Falle. Gemeint ist, was sich in der Falle befindet (Stilfigur: Metonymie).