Sprüche 10,15

Sprüche 10,15

Der Wohlstand des Reichen ist seine feste Stadt,
die Angst der Geringen ihre Armut.

Salomo hat ein sehr realistisches Verständnis von den Segnungen und Gefahren des Reichtums. Wohlstand, der allmählich angespart und nicht auf die falsche Weise erworben wurde (vgl. Sprüche 10,2; 13,11), ist wie eine feste Stadt, d.h. wie ein Ort, der Sicherheit gibt. Gleichzeitig liegt hier ein Problem, weshalb der Apostel Paulus die Reichen in Ephesus durch Timotheus ermahnen lässt, dass sie nicht „auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung […] setzen, sondern auf Gott„ (1Timotheus 6,17). Meine Finanzmittel sind keine Sicherheit „am Tag des Zorns“ (Sprüche 11,4), sie verführen ihren Besitzer dazu, sich selbst für weise zu halten (Sprüche 28,11)1) und mit ärmeren Menschen hart und herrschsüchtig umzugehen (Sprüche 18,23; 22,7). Reichtum verfliegt schnell (Sprüche 23,5), taugt deshalb nicht als Lebensziel (Sprüche 23,4) und verführt den Menschen dazu, Gott zu verleugnen (Sprüche 30,8.9). „Wer auf seinen Reichtum vertraut, der wird fallen„ (Sprüche 11,28). Wahre Sicherheit gibt es nur bei Gott (Sprüche 18,10). Es mag sein, dass der Reiche den ein oder anderen Schicksalsschlag besser wegsteckt als der Arme, aber der Tod bringt die tatsächliche Armut des Reichen ans Licht (Lukas 12,13-21).

Der Wohlstand des Reichen ist und ist nicht eine feste Stadt. Absolut betrachtet, hat der Parallelvers in Sprüche 18,11 recht: „Das Vermögen des Reichen ist seine feste Stadt, und in seiner Einbildung gleich einer hochragenden Mauer.“ Geld schützt nicht vor dem Tod und rettet nicht von der Schuld der Sünde (Psalm 49).

Relativ stimmt unser Vers aber trotzdem, weshalb dieser Vers vor der Armut der Geringen warnt. Armut an sich hat nichts Geistliches. Sie bringt Angst mit sich, weil sie Hand in Hand geht mit Spannungen, Zukunftsängsten, einem geringen sozialen Ansehen, Ungerechtigkeit, der Versuchung zu krummen Geschäften oder Mundraub usw.

Aus biblischer Sicht ist ein durch Fleiß erworbener Wohlstand, der die Mitte zwischen Armut und Reichtum darstellt, sehr gut (Sprüche 30,8.9). Er bewahrt sowohl vor den negativen Folgen der Armut wie vor den Fallstricken des Reichtums.

Jesus Sirach 13,24: Reichtum ist gut, wenn an ihm keine Sünde haftet, und allein der Gottlose nennt die Armut schlecht.

Auf welche Weise hat dieser Vers dein Denken über Wohlstand verändert?



1)
Wodurch sie dümmer als Narren werden (Sprüche 26,12).