Sprüche 9,10

Sprüche 9,10
Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang; und die Erkenntnis des allerheiligsten <Gottes>1) ist Einsicht.

Wahre Weisheit beginnt mit der Furcht des HERRN (s. Exkurs: Die Furcht des HERRN). Ohne Gottesfurcht ist es unmöglich, weise zu werden, weil nur der am Tisch von Frau Weisheit Platz nehmen darf, der sich zuvor der höchsten Autorität unterstellt hat. Ohne den Glauben an einen allerheiligsten Gott, den ganz Anderen, der sich außerhalb der Sphäre unseres eigenen Verstehens und klugen Durchschauens befindet und von dem wahre Weisheit in unsere Welt hineinkommt, bleibt uns die Quelle wirklicher Weisheit verschlossen. Wirkliche Einsicht in die Zusammenhänge des Lebens und der Welt ist untrennbar mit der Erkenntnis des Schöpfers verbunden. Weisheit ist dabei einerseits Ausfluss meiner ganz persönlichen Beziehung zu meinem Vater im Himmel, aber Weisheit will mehr sein als bloße Lebenshilfe. Sie will mich tiefer in die Beziehung zu Gott hineinführen, indem sie mich mit seiner überweltlichen Reinheit konfrontiert und mir erlaubt, das Gefallene der Schöpfung im Licht seiner Heiligkeit zu bewerten. Und indem ich einen unverfälschten Gott-Blick auf diese Welt tue, werde ich gleichzeitig weise im Umgang mit den Anforderungen des Lebens und erstaune über den Gott, der mich so sehr liebt, dass er mich diesen Blick tun lässt. Jede Weisheit und Einsicht, die nicht mit Gottesfurcht beginnt und auf Gotteserkenntnis hinausläuft, ist nicht mehr als Bauernschläue oder Gescheitheit. Sie ermöglicht ihrem Besitzer im besten Fall ein „gutes Leben“, aber sie reicht nicht aus für das „ewige Leben“, zu dem Gott uns berufen hat.


1)
Hier steht im Grundtext ein Plural: „der Heiligen“. Gemeint sind nicht „die Heiligen“ i.S.v. „den Göttern“ (oder besonders „heiliger“ Menschen), sondern wir haben es hier mit einer Ehrenbezeugung zu tun.