Sprüche 6,35

Sprüche 6,35
Er nimmt keine Rücksicht auf irgendwelche Sühne und willigt nicht ein, magst du auch das Geschenk noch vergrößern.

Jetzt stehen wir vor dem eigentlichen Problem: Der betrogene Ehemann hat kein Interesse daran, irgendwelche Sühne, d.h. irgendeine Art von Kompensation, zu erhalten. Er ist nicht an Geld (o. anderen Sachwerten) interessiert. Er will Rache! Anscheinend hat das Opfer (hier der Ehemann), ein Mitspracherecht, ob es ein Sühnegeld (vgl. 2Mose 21,30) erhalten möchte oder die Exekution des Täters bevorzugt. Einen gehörnten Ehemann, in dem der Grimm wie ein loderndes Feuer brennt, kann kein Geschenk zufrieden stellen. Der Begriff Geschenk steht auch für Schmiergeld, mit dem man Richter besticht (2Mose 23,8; 5Mose 10,17; Sprüche 17,23) und hat von daher einen tendenziell negativen Klang. In diesem Fall ist kein Richter, sondern der Ehemann Empfänger der Bestechung1). Die Verwendung des Begriffs bedeutet, dass alle Arten von Kompensation - erlaubte und verbotene - nicht zum Ziel führen. Das Herz eines betrogenen Ehemanns lässt sich nicht kaufen! Wer Ehebruch treibt und es kommt ans Licht, ist verloren. Er ist schutzlos der Rage eines Ehemanns ausgesetzt, der nur eines im Sinn hat: Den Ehebrecher zu vernichten. Durch die gesellschaftliche Ächtung findet er nirgends Schutz und selbst Reichtum kann ihn nicht retten.


1)
Vielleicht will der Ehebrecher den betrogenen Ehemann dazu bringen, nicht vor Gericht zu ziehen.