Sprüche 6,30.31

Sprüche 6,30.31
Man verachtet den Dieb nicht, wenn er stiehlt um seinen Bauch zu füllen1), weil ihn hungert;

und wenn er gefunden wird, kann er siebenfach erstatten, kann alles Gut seines Hauses hingeben.

Sogar der weise Agur hat Angst davor, dass Armut ihn zum Dieb machen könnte (Sprüche 30,9). Ein Dieb2) tut etwas Falsches, denn Gott gebietet: „Du sollst nicht stehlen!“ (2Mose 20,15), aber die Gesellschaft verachtet ihn nicht, wenn er stiehlt, weil die Not ihn dazu treibt (Mundraub). Und sollte man ihn doch dabei ertappen, kann er siebenfach erstatten. Diebe sind grundsätzlich verpflichtet, das Gestohlene zurück zu erstatten. Kann er nicht bezahlen, soll er als Sklave verkauft werden (2Mose 22,2). Kompensationszahlungen variieren im mosaischen Gesetz je nach Umstand von zweifach (2Mose 22,3, wenn das Gestohlene unversehrt gefunden wird; Mose 22,6-8, Veruntreuung) bis fünffach (2Mose 21,37, wenn das gestohlene Rind geschlachtet und verkauft wurde). Es gibt kein Gebot, siebenfach zu erstatten. Die Zahl „7“ steht hier für vollständige Wiedergutmachung (vgl. 1Mose 4,15; 3Mose 26,28), d.h. für die umfassende Bezahlung der von einem Gericht verhängten Strafe. Im schlimmsten Fall wird der Verbrecher dazu verdonnert, alles Gut seines Hauses (vgl. Hohelied 8,7) einzusetzen, und steht am Ende als armer Mann da, aber mehr kann ihm nicht passieren.

Welche Straftaten führen heute zu einer nur geringen, gesellschaftlichen Ächtung?



1)
W. seine Seele zu sättigen
2)
Es geht hier um den geheimen Diebstahl von Essen (oder Gegenständen, die man verkaufen kann, um Essen zu bekommen), nicht um Menschenraub oder die Anwendung von Gewalt.