Sprüche 4,23

Sprüche 4,23
Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn ihm entspringt die Quelle1) des Lebens.

Wer sein Herz „behütet“, der bewacht es, wie man einen Gefangen bewacht, und „bewahrt“ es, wie die Wachen einer Stadt die Einwohner vor Überfällen bewahren. Mein Herz ist das wichtigste „Organ“ meines Körpers! Mehr als alles andere gilt es, auf das Zentrum meines Denkens und meiner Moral (s. Exkurs: Das Herz) zu achten. Was sich in meinen Gedanken (und meinen Emotionen) abspielt, wird zur Tat, dann zur Gewohnheit und schließlich zum Schicksal; deshalb muss ich mein Herz davor bewahren, Falsches zu denken (vgl. Philipper 4,8) sowie Böses (Sprüche 6,14) und „heillose Anschläge“ zu schmieden (Sprüche 6,18). Eine Lüge, die mein Denken, Fühlen und Träumen gefangen nimmt, nimmt mich gefangen. Von Anfang an, unterstreichen „Die Sprüche“, dass ich mein Herz dem „Verständnis“ (Sprüche 2,2), den „Geboten“ (Sprüche 3,1), der „Güte und Wahrheit“ (Sprüche 3,3) und dem „Gottvertrauen“ (Sprüche 3,5) zuwenden soll. Diese Dinge gilt es „im Innern“ des Herzens (Sprüche 4,21) zu bewahren, denn im Herzen entspringt die Quelle des Lebens, d.h. das Herz ist der Ursprung aller (körperlichen) Aktivitäten, seien es Phantasiegebilde, Worte oder Taten. Wörtlich steht im Text nicht „Quelle“ (Singular), sondern „Ausflüsse“ (s. FN, Plural), was darauf hinweist, dass das Herz auf die unterschiedlichsten Aspekte des Lebens Auswirkungen hat. Das ganze Leben wird vom Herzen dirigiert und in die Richtung geleitet, in die das Herz will2).

Wann hast du in der letzten Woche dein Herz nicht behütet? Welche Gedanken hast du zugelassen, die falsch waren?



1)
W. von ihm aus sind die Ausflüsse
2)
Deshalb ist es so dramatisch, wenn ich nicht merke, wie sich mein Herz mit bösen Gedanken beschäftigt, die eigentlich falsch sind, aber die ich nicht als Lüge erkenne. Ein Geschäftsmann, der nicht mehr erkennt, dass sich sein Denken um Habsucht und Erfolg dreht, eine Ehefrau, die sich in Tagträumereien an fremde Männer verliert, und diese Gedankenn nicht mehr als Ehebruch identifiziert, ein Kinobesucher, der beim Anblick von Folterszenen an Grausamkeiten Gefallen findet, sie alle behüten nicht ihr Herz. Und leider ist unser Herz offen für falsche Einflüsse und Prägungen. Literaturtipp: Härry, Thomas (2009): Echt und stark. 4. Aufl. SCM R. Brockhaus. Ein ganz wertvolles Buch zur Reflektion über die Quellen unserer Spiritualität.