Sprüche 3,5

Sprüche 3,5
Vertraue auf den HERRN mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand.

Auch wenn der Vater in Sprüche 3,1 auf „meine Belehrung“ und „meine Gebote“ verweist, so geht es ihm nicht darum, einen unpersönlichen Verhaltenskodex weiter zu geben. Die Lehren des Vaters sind nämlich nur soweit brauchbar und gut, wie Gott sich zu ihnen stellt. Unser Vertrauen soll auf den HERRN gerichtet sein, nicht auf die Vorväter und ihr Wissen. Wir können nicht ohne eine Basis des Vertrauens leben. In jedem Leben gibt es Dinge, die wir für wahr halten und auf die wir uns verlassen; Dinge von denen wir annehmen, dass sie unserem Leben Sicherheit geben. Weil Gott durch den Vater zum Sohn spricht1), schafft er mittels der Belehrung eine Grundlage dafür, dass der Sohn gläubig wird (vgl. Sprüche 22,17-19). Am Wert der Unterweisung kann das Kind etwas über den Wert Gottes ablesen. In dem Maß wie sich Gottes Wort als wahr, wirksam und lebendig erweist (vgl. Hebräer 4,12.13), in dem Maß lernt es Gott als heiligen, weisen und liebenden Gott kennen. Der Weise hat es gelernt, Gott ganz zu vertrauen. Mit seinem ganzen Herzen, d.h. mit seiner ganzen Intellektualität, seinem Wollen und seiner Entscheidungskraft (s. Exkurs: Das Herz) rechnet er mit Gott. Er hängt sich an Gottes Zusagen, lässt sich vor Sünde warnen, wird von den Geboten2) inspiriert. Und während er auf Gott vertraut, bewahrt er eine gesunde Skepsis hinsichtlich des eigenen Denkens. Wenn Salomo schreibt, stütze dich nicht auf deinen Verstand, dann rät er nicht zur Gedankenlosigkeit. Es geht ihm nicht um blinden Kadavergehorsam! Ganz im Gegenteil! Der Gläubige ist ein Denker und sinnt über das Gesetz nach (Psalm 1,2). Nur ist er sich der Grenzen seines Verstandes wohl bewusst. Weit davon entfernt, allwissend zu sein, ist jeder Mensch auf göttliche Offenbarung angewiesen. Es ist erschreckend, zu sehen, was Menschen ohne Gott alles glauben: Angefangen von den wildesten Verschwörungstheorien, über Geschichten mit Außerirdischen bis hin zu der Lüge vom „guten Herz des Menschen“, die schon durch einen flüchtigen Blick in die Tageszeitung widerlegt werden kann. Der Gott dieser Welt, der Teufel, hat das Denken der Menschen verblendet (2Korinther 4,4). Sie stützen sich auf ihren Verstand, aber begreifen nicht, wie bröselig dieses Fundament ist, wie sehr ihr Denken von Emotionen, Einstellungen, Halbwahrheiten und Ängsten geprägt ist. Deshalb warnt Salomo: Stütze dich nicht auf deinen Verstand. Wir sollen ihn benutzen, um uns Gott zu nähern, aber als Fundament, als Grundlage für unser Leben sind Scharfsinn und menschliche Klugheit untauglich. Egal, wie wahr mir ein Gedanke erscheint, er kann eine Lüge sein! Und wenn er Gottes Wort widerspricht, dann ist er es auch!

Kannst du dich an einen Gedanken erinnern, von dem du für eine Weile geglaubt hast, dass er wahr ist, und dann gemerkt hast, dass er eine Lüge ist? Wie kam es zu der Veränderung in deiner Bewertung?


Weise Menschen sind nicht naiv, sondern prüfen ihre Gedanken und was ihnen erzählt wird (1Thessalonicher 5,21; Philipper 4,8; 2Korinther 10,5).


1)
Und das tut er immer dann, wenn Eltern ihrer pädagogischen Pflicht zur Unterweisung der Kinder nachkommen (vgl. 5Mose 6,7; Epheser 6,4).
2)
Nicht nur den 10 Geboten, sondern auch allen anderen.