Sprüche 1,1

Sprüche 1,1
Sprüche Salomos, Sohn Davids, König von Israel,

„Die Sprüche“ beginnen mit einer Überschrift, die uns den Hauptautor vorstellt: Sprüche Salomos, Sohn Davids, König von Israel. Salomo hat nicht alle Sprüche selbst verfasst, aber er mag derjenige gewesen sein, der die Sammlung entworfen und wesentlich zusammengestellt hat. Als König von Israel hat er von 966-926 v.Chr. über das (noch) geeinte Reich Israel geherrscht. Von Anfang an ist ihm Weisheit ein Anliegen. Als Gott zu ihm spricht: „Bitte, was ich dir geben soll!“ (1Könige 3,5), da erwählt er sich ein „gehorsames Herz […] zu unterscheiden zwischen Gut und Böse“ (1Könige 3,9). Und Gott ist von diesem Wunsch begeistert, weil er einen König vor sich hat, dem es nicht nur um ein langes Leben, üppigen Reichtum oder politischen Erfolg geht. Und so bekommt Salomo ein „weises und verständiges Herz“ (1Könige 3,12) und wird „weiser als alle Menschen“ (1Könige 5,11).

Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir von Gott erbitten?


Der Titel des Buches erwähnt auffallend keinen Adressaten. Es fehlt ein Bezug auf den Prinzen (hier: Rehabeam), an den der König seine Ausführungen richtet. Ein solcher Bezug ist fester Bestandteil der sonstigen antiken Weisheitsliteratur aus dem Nahen Osten, deren Zweck primär darin bestand, den künftigen Regenten auf sein Amt vorzubereiten. Mit dem Weglassen dieser Zielgruppe richtet sich das Buch bewusst über die Königsfamilie hinaus an einen ganz weiten Empfänger¬kreis. „Die Sprüche“ sind kein Erziehungsbuch für kleine Prinzen und Prinzesschen, die in der High Society zurecht kommen sollen, sondern das Buch will jeden Jugendlichen (und jeden noch Unerfahrenen) erreichen1), der sich nach einem Charakter sehnt, von dem Gott begeistert ist.


1)
Letztlich sogar jeden Weisen, weil der weiß, dass man nie auslernt.