2,7 Wahrlich1) die Lippen des Priesters sollen Erkenntnis bewahren, und Weisung sucht man aus seinem Mund; denn er ist ein Bote des HERRN der Heerscharen.

Auf den Lippen eines Priesters soll der Israelit Erkenntnis und Weisung finden. Zur Zeit von Hosea hatten die Priester die Erkenntnis verworfen (Hosea 4,6) und aus „Mangel an Erkenntnis“ kam das Volk um. Die Priesterschaft hatte die Aufgabe das relevante Wissen über Gottes Gebote zu bewahren und weiter zu geben. Diese Lehraufgabe war mindestens so wichtig wie das Darbringen von Opfern (5Mose 33,8-10; 2Chronik 15,3). Als Mittler zwischen Gott und dem Volk konnten die Priester ihrer Aufgabe überhaupt nur dadurch gerecht werden, dass sie das Volk in allen Dingen des Gottesdienstes richtig belehrten.
Der einzelne Priester ist ein Bote des HERRN, weil Gott ihn benutzt, um in seinem Namen zu reden2). Priester und Prophet sprechen beide im Auftrag Gottes3). Der Priester lehrt und der Prophet prophezeit (Micha 3,11). Der eine gibt das Wort Gottes in seiner alten, orthodoxen Weise unverfälscht weiter, der andere spricht aktuell ins Geschehen des Volkes hinein und mahnt auf der Basis des Gesetzes4). Der Priester des Alten Testaments ist der Mann der Thora, des geschriebenen Willens Gottes. Der Prophet ist der Mann des „Wortes“, d.h. der speziellen Offenbarung Gottes.


1)
Besser als „denn“, weil keine Begründung vorliegt, sondern eine Beschreibung der göttlichen Ordnung. Maleachi beschreibt immer noch den Ideal-Priester der Vergangenheit.
2)
Der Titel „Bote des HERRN“ wird in Haggai 1,13 auf den Propheten Haggai angewandt.
3)
Jeremia 18,18 unterscheidet den Priester vom Weisen und Propheten. Der Priester redet „Gesetz“, der Weise gibt „Rat“ und der Prophet das „Wort“ Gottes (vgl. Hesekiel 7,26).
4)
D.h. weder Priester noch Prophet „erfinden“ neue Gebote, sondern auf je unterschiedliche Weise sorgen sie dafür, dass Gottes Wort gelernt und gelebt wird.