2,10 Haben wir nicht alle einen Vater? Hat nicht ein Gott uns geschaffen? Warum handeln wir treulos aneinander, um den Bund unserer Väter zu entweihen?

Waren bis hierher die Priester im Blick, so spricht der Prophet nun das ganze Volk an. Mit der Frage Haben wir nicht alle einen Vater? könnte Maleachi auf Abraham (Jesaja 51,2; vgl. Römer 4,1) verweisen, von dem das Volk Israel abstammt, aber die nächste Frage Hat nicht ein Gott uns geschaffen? rückt die Vaterschaft Gottes in den Mittelpunkt Wie Gott die Priester fragt, wo denn die Ehre ist, die ihm als Vater zukommt (Maleachi 1,6), so fragt er das ganze Volk, ob es nicht ein Gott war, der sie geschaffen hat.
Israel stand als einziges Volk in einem Bund mit Gott. Dieser Bund war die Grundlage ihrer Berufung und Einheit. Wie konnten sie da, wo Gott sie als Volk erwählt und in den Dienst eingesetzt hatte, treulos aneinander handeln1)? Mussten sie nicht durch ihren falschen Umgang miteinander den göttlichen Bund entweihen? Hatten nicht ihre Väter am Sinai geschworen: „Alle Worte, die der HERR geredet hat, wollen wir tun!“ (2Mose 24,3). War Gerechtigkeit nicht das Zentrum des Bundes, den Gott mit ihnen geschlossen hatte?
Maleachi nimmt sich in dieser Sache nicht aus, wenn er fragt, warum handeln wir treulos aneinander? Dieses Fehlverhalten betrifft viele und letztlich wird (irgendwie) das ganze Volk schuldig2).


1)
Wie wir in Maleachi 2,14-16 sehen werden, steht Gott der treulose Umgang mit Ehefrauen besonders vor Augen. Gott war gegen leichtfertige Scheidung (vgl. 5Mose 24,1-4).
2)
Sünde, die nicht gestoppt wird, verunreinigt die ganze Gemeinde (1Korinther 5,6).