4,2 dann werde ich alle Nationen versammeln und sie ins Tal Joschafat hinab führen. Und ich werde dort mit ihnen ins Gericht gehen wegen meines Volkes und meines Erbteils Israel, das sie unter die Nationen zerstreut haben. Und mein Land haben sie geteilt 4,3 und über mein Volk das Los geworfen; und einen Jungen gaben sie für eine Hure und ein Mädchen verkauften sie für Wein und tranken.

Gott selbst wird die Nationen versammeln und zwar im Tal Joschafat, was übersetzt heißt: „Jahwe richtet“. Dasselbe Tal wird in Joel 2,14 „Tal der Entscheidung“ genannt. Es muss sich nicht um eine geographische Bezeichnung handeln, auch wenn seit dem frühen vierten Jahrhundert (Eusebius) das Kidron-Tal als Tal Joschafat bezeichnet wird und es jüdische, christliche und muslimische Traditionen gibt, dass hier der Ort des abschließenden Gerichts ist (Allen, S. 109, FN 13). Eine Nähe zu Jerusalem ist auch aus Sacharja 14 ableitbar. Dort wird erwähnt, dass die Nationen Jerusalem einnehmen und die Einwohner flüchten, bevor „der HERR, mein Gott, kommen [wird] und alle Heiligen mit ihm“ (Sacharja 14,2-5).
Der Ankündigung des Gerichts folgen die Anklagepunkte: Die Nationen haben (1) Israel zerstreut, (2) das Land geteilt und (3) die Bevölkerung versklavt. Gott spricht allerdings von seinem Volk, seinem Erbteil und seinem Land. Wer Hand an dieses Volk und dieses Land legt, vergreift sich an Gottes Eigentum und wird dafür zur Rechenschaft gezogen1). Wer einem jüdischen Leben keinen Wert beimisst (ein Junge hat den Wert eines Besuchs bei einer Prostituierten, ein Mädchen kostet ein Besäufnis), muss sich nicht wundern, wenn Gott es ihm mit gleicher Münze heimzahlt. Wenn Gott seine „Nürnberger Prozesse“ gegen die Hauptkriegs-verbrecher an seinem Volk eröffnet, kommt jedes Detail auf den Tisch.


1)
Aus dieser Perspektive betrachtet ist es ein übermächtiges Wunder, dass es Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg überhaupt noch gibt und dass es eine friedliche Wiedervereinigung erleben durfte.