4,1 Denn siehe, in jenen Tagen und zu jener Zeit1), wenn ich das Geschick2) Judas und Jerusalems wenden werde3),

Joel beschreibt nun den Tag des HERRN über die Völker. Er wird nach Pfingsten stattfinden, zu einer Zeit, da Gott das Geschick Judas und Jerusalems wenden wird. Wir wissen nicht genau, wann das ist, nur dass dieser Zeitpunkt noch vor uns liegt. Noch ist der „Tag des Herrn“ nicht angebrochen. Paulus muss diesbezüglich die Thessalonicher beruhigen, die glaubten, dass „der Tag des Herrn da wäre“ (2Thessalonicher 2,2) und davon ausgehen mussten, dass sie die Entrückung verpasst hatten. Aber der Apostel kann dagegen argumentieren, dass der Tag des Herrn mit klaren Vorzeichen beginnt, wie einem besonders auffälligen „Abfall“ (vom Glauben) und dem Aufstieg eines betrügerischen Verführers, der als „Mensch der Gesetzlosigkeit“ bezeichnet wird, sich in den Tempel setzt, behauptet, Gott zu sein, und viele durch mächtige Taten, Zeichen und lügenhafte Wunder verführt (2Thessalonicher 2,3.4.9.10). Solange die Thessalonicher davon nichts mitbekommen, brauchen sie sich keine Sorgen zu machen, dass der Tag des Herrn schon angefangen hat4).
Die Formulierungen in jenen Tagen und zu jener Zeit und Geschick (o. Gefangenschaft s. Fußnote) und wenden werde können sich zurück auf Joel 2,22-3,5 beziehen, aber das glaube ich nicht. Die Häufung derselben Formulierungen in Jeremia 33 und an Stellen, die mit Buße und Rückkehr ins Land aus einer „Gefangenschaft“ zu tun haben, lassen mich an eine Zukunft denken, in der Israel wieder als Staat existiert, wie das seit 1948 der Fall ist5). Es ist die Zeit, in der das Prinzip aus Joel 3,5 gilt.


1)
Die Dopplung „Tagen“ und „Zeit“ findet sich noch in Jeremia 33,15 (im Blick auf ewigen Bund Gottes mit David, der sich m.E. dadurch erfüllt, dass Christus als König in Jerusalem im 1000jährigen Reich herrscht), Jeremia 50,4 (im Blick auf den Fall Babels, der dazu führt, dass Israel und Juda zusammen ihren Gott suchen und Buße tun) und Jeremia 50,20 (über Gott, der den Übriggelassenen aus Israel und Juda ihre Schuld vergibt).
2)
Die Übersetzung „Geschick“ irritiert m.E. (auch wenn sie an einigen Stellen in der revidierten Elberfelder Bibel vorkommt), weil das Wort, das hier steht, sich von dem Verb „gefangen nehmen“ ableitet und von daher mit „Gefangenschaft“ (oder die „Gefangenen“, Psalm 126,4) übersetzt werden muss. Es kommt 44x im AT vor und kann in einem ganz wörtlichen Sinn (4Mose 21,29) oder in einem übertragenen Sinn (Hiobs kritische Lage: Hiob 42,10) verwendet werden. Es kommt besonders häufig in den Psalmen (Psalm 14,7; 53,7; 85,2) und in Jeremia (Jeremia 29,14; 30,3.18; 31,23) vor.
3)
[Hinweis: „Hiphil“ und „Qual“ sind hebräische „Zeitformen“] Das Verb „wenden werde“ steht im Hiphil (zumeist wird es im Qual verwendet; Hiphil nur noch: Jer 32,44; 33,7.11.26; 49,6; Klagelieder 2,14 und Hesekiel 39,25) und bedeutet deshalb: „machen, dass etwas zurückkehrt“ oder „zurückbringen“.
4)
Im Umkehrschluss sollte sich jeder, der diese Zeichen mitbekommt, große Sorgen machen, weil er wahrscheinlich die Entrückung verpasst hat.
5)
Hinweis: Ich habe keinen Endzeitfahrplan! Ich stelle nur fest, dass Israel von 70 n.Chr. bis 1948 ein in alle Welt zerstreutes Volk war, das als nationale Größe überlebt hat. Für mich ist das ein Wunder und die Rückkehr Israels nach Palästina ist für mich eine (womöglich nicht „die“) Erfüllung von Joel 4,1.