1,13 Umgürtet euch und klagt, ihr Priester! Heult, ihr Diener des Altars! Kommt, übernachtet in Sacktuch1), ihr Diener meines Gottes! Denn Speisopfer und Trankopfer sind dem Haus eures Gottes entzogen. 1,14 Heiligt2) ein Fasten3), ruft einen Feiertag aus! Versammelt die Ältesten, alle Bewohner des Landes, zum Haus des HERRN, eures Gottes, und schreit4) zum HERRN um Hilfe!

Joel mahnt die Priester als religiöse Führer mit Buße zu beginnen, weil sie täglich erleben, dass im Tempel keine Opfer mehr gebracht werden. Sie sollen nicht nur trauern (Joel 2,9), sondern richtiggehend klagen, sich durch ihre Kleidung vor Gott demütigen und damit die Voraussetzung für ein nationales Fasten und einen Feiertag schaffen, zu dem sie neben den Ältesten alle Bewohner des Landes einladen. Nur wenn das ganze Volk zum HERRN um Hilfe schreit, ist Rettung vielleicht möglich.
Es gab eine ganze Reihe von Festtagen im jüdischen Kalender, aber Joel erwartet, dass die Priester außer der Reihe einen „Buß- und Bettag“ festlegen, an dem das Volk die Arbeit liegen lässt und sich in Jerusalem trifft, um im Haus des HERRN von Gott Rettung zu erflehen. Das war eine Funktion des Tempels, er war der Ort, wo das Volk aus der Bedrängnis zu Gott schreien sollte (1Könige 8,33.345); 2Chronik 20,8.9).
Joel ist zuversichtlich, weil er von den Dienern meines Gottes reden kann. Das Volk hat es mit „seinem“ Gott zu tun, dem Gott, den er kennt und den er einzuschätzen weiß - der Gott, für den echte Buße unwiderstehlich ist.


1)
Sacktuch steht für Trauer (Joel 2,8) und Demütigung vor Gott (2Könige 19,1.2; Klagelieder 2,10). Nur in Zeiten ungewöhnlicher Niedergeschlagenheit wurde Sacktuch Tag und Nacht anbehalten (vgl. 1Könige 21,27).
2)
Es ist eine ungewöhnliche Formulierung, ein Fasten zu „heiligen“, statt es auszurufen. Indem man das Fasten „heiligt“, betont man die religiöse Natur der Handlung.
3)
Fasten ist im AT normal: 3Mose 23,26.27; Richter 20,26; 1Samuel 7,6; Psalm 35,13; Jona 3,5-9.
4)
Das Verb kommt regelmäßig im Kontext öffentlicher Trauer vor (Richter 10,10; 2Chronik 20,9; Jesaja 14,31).
5)
1Könige 8 enthält noch stärker das Gebet in Richtung auf den Tempel, was aus heutiger Sicht ein wenig nach Islam klingt (Heuschreckenplage: 1Könige 8,37-40).