EINLEITENDE GEDANKEN


HILFREICHE LITERATUR
Allen, The Books of Joel, Obadja, Jonah, and Micah (NICOT), Eerdmanns, 1976

DATUM DER ABFASSUNG
Wir wissen nicht, wann Joel verfasst wurde. Die Gelehrten sind sich uneinig und das Buch selbst gibt uns keine (gut) verwertbaren Hinweise.

DIE EINHEIT DES BUCHES
In der „gelehrten“ Welt wird auch bei diesem Buch viel über die Einheit und die Menge der Autoren diskutiert. Die Argumente für mehrere Autoren sind, soweit ich sehen kann, „schwach“ (bzw. sind eher der theologisch-argumentativen Spitzfindigkeit von Doktoranden als dem gesunden Literaturverstand geschuldet) und ich gehe bis auf weiteres von der Einheit aus.

ANLASS UND ABSICHT
Der erste Teil von Joel beschreibt eine gigantische Heuschreckenplage. Sind diese Heuschrecken reale Tiere oder ein Bild auf zukünftige Feinde, die über Israel kommen werden? Die frühe Auslegung geht eher von zukünftigen Feinden aus1). Für Calvin waren die Heuschrecken aus Kapitel 1 Heuschrecken im wörtlichen Sinn und jene aus Kapitel 2 bildlich. Die meisten Ausleger sehen in den Heuschrecken in Kapitel 1 und 2 reale Heuschrecken, weil in Joel 1,2-4 von einer gegenwärtigen Plage die Rede ist, die in Joel 1,16 „Freude und Jubel“ ganz real weggenommen hat und Gott selbst in Joel 2,18.19 mit „Mitleid“ reagieren lässt (anscheinend war es zur Buße gekommen). Hinzu kommt, dass die Heuschrecken sich wie Heuschrecken verhalten2). Sie vernichten Weinstöcke, Feigenbäume, Felder, und Weiden, aber sie zerstören keine Häuser, nehmen keine Kriegsgefangenen und bringen niemanden um. Auch wenn ein Heuschreckenschwarm metaphorisch mit einer Armee verglichen werden kann (Joel 2,4-11), so ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass eine Armee mit Heuschrecken verglichen wird. Und Gottes „Rettung“ betrifft ausschließlich die Schäden an der Fruchtbarkeit des Landes (Joel 2,18-27), wie sie von einer Heuschreckenplage (evtl. zusammen mit einer nachfolgenden Dürreperiode3)) hervorgerufen werden.
Ein wiederkehrendes Motiv stellt der „Tag des HERRN“ dar (Joel 1,15; 2,1.(2).11; 3,4; 4,14(18). Für Joel gibt es eine Verbindung zwischen der gegenwärtigen Heuschreckenplage und dem „Tag des HERRN“. Beide Ereignisse stellen ein Gerichtshandeln dar und die Heuschreckenplage ist ein Vorgeschmack und eine Mahnung, dass der eigentliche „Tag des HERRN“ als ein Gerichtstag kurz bevor steht und ein ungläubiges Israel treffen wird, wie er alle ungläubigen Heiden treffen wird, wenn sie nicht Buße tun. Der Tag des HERRN ist damit sowohl Warnung als auch Verheißung. Segen für Israel ist möglich, wenn das Volk umkehrt (Joel 2,12.13). Und dieser Segen ist eine Option für die Gegenwart (Rettung vor den Heuschrecken und „Erstattung“ der Ernteausfälle durch ertragreiche Ernten; Joel 2,20.24-26) wie für die Zukunft (Joel 4,8.20).

Der „Tag des HERRN“ bei Joel
Joel 1,15: Wehe […] Denn nahe ist der Tag des HERRN, und er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen.
Joel 2,1.2: … Beben sollen alle Bewohner […] Denn es kommt der Tag des HERRN, ja er ist nahe: ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und des Wetterdunkels.
Joel 2,11: … Denn groß ist der Tag des HERRN und sehr furchtbar. Und wer kann ihn ertragen?
Joel 3,4: Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare.
Joel 4,14: (Gottes Schlacht gegen die Nationen im Tal Joschafat) … denn nahe ist der Tag des HERRN im Tal der Entscheidung.
Joel 4,18: Und es wird geschehen an jenem Tag, da werden die Berge triefen süßem Wein… (= Segen für Israel).
Joel schreibt das Buch, um das Volk Israel, ausgehend von einer aktuellen Heuschreckenplage, zur Buße aufzufordern, damit der Tag des HERRN, der für die Heiden ein Schrecken sein wird, ihnen zum Segen werden kann. Wenn das Volk sich in der Gegenwart durch das Gerichtshandeln Gottes zur Buße leiten lässt, muss es in der Zukunft nicht mit den Gottlosen untergehen.
Das ist der konkrete, historische Anlass und die konkrete, historische Absicht von Joel. Ich meine aber eine überzeitliche Absicht hinter dem Buch zu entdecken. Der Autor ist Joel und „Joel“ bedeutet: Jahwe ist Gott. Nicht selten gibt bei einem biblischen Buch der Name des Autors einen Hinweis auf die Schreibabsicht des Buches. Namen sind ja überhaupt im AT öfter eine Beschreibung des Charakters, weshalb sie von Gott auch schon mal verändert werden4) (z.B. Abram zu Abraham, Jakob zu Israel). Teil 1 von Joel (s.a. Kapitel „Textstruktur“) behandelt das Thema „Buße“ und dreht sich um Buße als das Mittel, um in eine Beziehung mit Gott einzutreten. Zweimal werden die Israeliten aufgefordert „Blast das Horn auf Zion“ (Joel 2,1.15), um anzuzeigen, dass die Aufgabe der Umkehr, das aktive Element der Buße bei ihnen liegt und dass sie nicht einfach so, sondern durch einen Akt der bewussten Wegwendung von Sünden und Hinwendung zu Gott in eine Beziehung5) mit Gott eintreten. Teil 2 wiederholt die Phrase „Und ihr werdet erkennen, […] dass ich , der HERR, euer Gott bin“ (Joel 2,27; 4,17). Im Zentrum steht also nicht Buße, sondern Gotteserkenntnis und vor allem der Segen, der aus dieser Nähe zu Gott erwächst (materiell und geistlich). Rettung „schaltet“ Gottes Segen frei und das Angebot der Errettung wird sogar auf die ganze Welt ausgeweitet (Joel 3,5: „jeder“). In der Mitte jedes Teils findet sich ein deutlicher Hinweis auf den Tag des HERRN als Tag des Gerichts. Ich habe den Eindruck, dass die überzeitliche Schreibabsicht von Joel eine Verallgemeinerung der konkreten, historischen Schreibabsicht darstellt. Wegen Joel 3,5, „Und es wird geschehen: Jeder (!), der den Namen des HERRN anruft, wird errettet werden“, denke ich, dass „Joel“ die Frage beantwortet, wie jeder Mensch dem abschließenden Gericht entgehen kann. Die Antwort lautet: durch Buße und ein Leben der Gotteserkenntnis. Buße ohne Gotteserkenntnis ist „Glaube6). Ich denke, dass diese beiden Stufen im Leben eines Gläubigen existieren: Heute „erkennen“ wir Gott an seinem Umgang mit uns - vor allem an dem (materiellen7) und geistlichen) Segen, den er in unser Leben hineinbringt, aber abschließend werden wir Gott erkennen, wenn wir ihm begegnen und er uns „errettet von dem kommenden Zorn“ (1Thessalonicher 1,10). Für mich sind die Ereignisse in „Joel“ eine Illustration zu Jesaja 30,15: „Denn so spricht der Herr, HERR, der heilige Israels: Durch Umkehr und durch Ruhe werdet ihr gerettet. In Stillesein und in Vertrauen ist eure Stärke.“ Teil 1 von „Joel“ beschreibt die Elemente „Umkehr“ und „Vertrauen“, während Teil 2 einen Schwerpunkt auf „Ruhe“ und „Stillesein“ legt. Beides muss zusammenkommen, damit Gottes Rettung stattfinden kann.

AUTOR
Joel, der Sohn des Petuel (Joel 1,1), kennt sich sehr gut mit dem Tempeldienst aus (Joel 1,13; 2,14.15.17) und es ist naheliegend, dass er in Jerusalem/Judäa zu Hause war.

TEXT
Der hebräische Text (Masoretischer Text) von Joel ist gut erhalten und produziert keine größeren textkritischen Probleme8).

THEOLOGIE
Hauptthema von Joel ist das Motiv vom „Tag des HERRN“. Hinter diesem Begriff versteckt sich ein Cluster von Ideen, die auf ein Zeit hindeuten, wenn der HERR in das Geschick der Welt eingreift und Gericht hält und/oder seine sichtbare, souveräne Herrschaft aufrichtet.

Weiteres prophetisches Material zum „Tag des HERRN“
Jesaja 2,6-22: 6 Ja, du hast dein Volk, das Haus Jakob, aufgegeben. Denn sie sind voll von Wahrsagern aus dem Osten und sind Zauberer wie die Philister, und mit den Kindern der Fremden schlagen sie in die Hände. 7 Sein Land wurde voll von Silber und Gold, und seine Schätze haben kein Ende. Sein Land wurde voll von Pferden, und seine Wagen haben kein Ende. 8 Sein Land wurde voll von Götzen. Man wirft sich nieder vor dem Werk seiner Hände, vor dem, was seine Finger gemacht haben. 9 Da wird der Mensch gebeugt und der Mann erniedrigt. Und du mögest ihnen nicht vergeben! 10 Verkriech dich in den Fels und halte dich im Staub versteckt vor dem Schrecken des HERRN und vor der Pracht seiner Majestät! 11 Die stolzen Augen des Menschen werden erniedrigt, und der Hochmut des Mannes wird gebeugt werden. Aber der HERR wird hoch erhaben sein, er allein, an jenem Tag. 12 Denn der HERR der Heerscharen hat sich einen Tag vorbehalten über alles Hochmütige und Hohe und über alles Erhabene, dass es erniedrigt werde; 13 über alle Zedern des Libanon, die hohen und erhabenen, und über alle Eichen Baschans; 14 über alle hohen Berge und über alle erhabenen Hügel; 15 über jeden hohen Turm und über jede steile Mauer; 16 über alle Tarsisschiffe und über alle kostbaren Boote. 17 Und der Stolz des Menschen wird gebeugt und der Hochmut des Mannes erniedrigt werden. Und der HERR wird hoch erhaben sein, er allein, an jenem Tag. 18 Und die Götzen - mit ihnen ist es völlig aus. 19 Da wird man sich in Felsenhöhlen und in Erdlöchern verkriechen vor dem Schrecken des HERRN und vor der Pracht seiner Majestät, wenn er sich aufmacht, die Erde zu schrecken. 20 An jenem Tag wird der Mensch seine silbernen Götzen und seine goldenen Götzen, die man ihm zum Anbeten gemacht hat, den Spitzmäusen und den Fledermäusen hinwerfen, 21 um sich in die Felsspalten und Steinklüfte zu verkriechen vor dem Schrecken des HERRN und vor der Pracht seiner Majestät, wenn er sich aufmacht, die Erde zu schrecken. 22 Lasst ab vom Menschen, in dessen Nase nur ein Hauch ist! Denn wofür ist er zu achten?
Jesaja 13,6.9: (Gegen Babylon) 6 Heult, denn nahe ist der Tag des HERRN! Er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen. […] 9 Siehe, der Tag des HERRN kommt, grausam mit Grimm und Zornglut, um die Erde zur Wüste zu machen; und ihre Sünder wird er von ihr austilgen.
Hesekiel 13,5: (Gegen die Lügenpropheten) 5 In die Risse seid ihr nicht getreten, und die Mauer habt ihr nicht vermauert um das Haus Israel her, um standzuhalten im Kampf am Tag des HERRN.
Hesekiel 30,3: Heult! Wehe, der Tag! Denn nahe ist der Tag; ja, nahe ist der Tag des HERRN, ein Tag des Gewölks; <Gerichts>zeit der Nationen wird er sein.
Amos 5,18-20: 18 Wehe denen, die den Tag des HERRN herbeiwünschen! Wozu soll euch denn der Tag des HERRN sein? Er wird Finsternis sein und nicht Licht: 19 Wie wenn jemand vor dem Löwen flieht, und es begegnet ihm der Bär, aber er kommt noch nach Hause und stützt seine Hand an die Mauer, da beißt ihn die Schlange. 20 Wird so nicht der Tag des HERRN Finsternis sein und nicht Licht? Ja, Dunkelheit und nicht Glanz ist ihm eigen.
Obadja 1,15: 15 Denn nahe ist der Tag des HERRN über alle Nationen. Wie du getan hast, wird dir getan werden. Dein Tun wird auf deinen Kopf zurückkehren.
Zephanja 1,7-9.14.15.18: (Zur Zeit Josias gegen Juda) 7 <Seid> still vor dem Herrn HERRN! Denn nahe ist der Tag des HERRN, denn der HERR hat ein Schlachtopfer zubereitet, er hat seine Geladenen geheiligt. 8 Und es wird geschehen am Tag des Schlachtopfers, da werde ich alle Obersten und die Königssöhne und alle, die fremdländische Gewänder anziehen, heimsuchen. 9 An jenem Tag werde ich jeden heimsuchen, der über die Schwelle springt, <alle> die das Haus ihres Herrn mit Gewalttat und Betrug füllen. […] 14 Nahe ist der große Tag des HERRN; er ist nahe und eilt sehr. Horch! der Tag des HERRN ist bitter. Da schreit <selbst> der Held. 15 Ein Tag des Grimms ist dieser Tag, ein Tag der Not und der Bedrängnis, ein Tag des Verwüstens und der Verwüstung, Tag der Finsternis und der Dunkelheit […] 18 Auch ihr Silber, auch ihr Gold wird sie nicht erretten können am Tag des Grimms des HERRN; und durch das Feuer seines Eifers wird das ganze Land verzehrt werden. Denn Vernichtung, ja, Entsetzen wird er wirken bei allen Bewohnern des Landes.
Zephanja 2,1-3: 1 Rafft euch zusammen […] 2 bevor der Ratschluss sich verwirklicht […] bevor die Zornesglut des HERRN über euch kommt! 3 Sucht den HERRN, alle ihr Demütigen des Landes, die ihr sein Recht getan habt, sucht Gerechtigkeit, sucht Demut! Vielleicht werdet ihr geborgen am Zornestag des Herrn.
Sacharja 14,1-3.6.8-10.13.20: 1 Siehe, ein Tag kommt für den HERRN, da verteilt man in deiner Mitte dein Plündergut. 2 Und ich versammle alle Nationen nach Jerusalem zum Krieg; […] 3 Dann wird der HERR ausziehen und gegen jene Nationen kämpfen […] Und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen […] Dann wird der HERR, mein Gott, kommen <und> alle Heiligen mit ihm. 6 Es wird geschehen an jenem Tag, da wird kein Licht sein […] 8 an jenem Tag, da werden lebendige Wasser aus Jerusalem fließen […] 9 Und der HERR wird König sein über die ganze Erde; an jenem Tag wird der HERR einzig sein und sein Name einzig. 10 Das ganze Land wird sich verwandeln […] 13 Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird eine große Verwirrung von dem HERRN unter ihnen9) entstehen […] 20 An jenem Tag wird auf den Schellen der Pferde stehen: „Heilig dem HERRN.“
Maleachi 3,19.23: 19 Denn siehe, der Tag kommt, der wie ein Ofen brennt. Da werden alle Frechen und alle, die gottlos handeln, Strohstoppeln sein. […] 23 Siehe ich sende euch den Propheten Elia, bevor der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare.
Der „Tag des HERRN“ ist ein Gerichtstag über die, welche Böses tun. Im Blick sind vor allem die Heiden, aber auch das sündige Israel. Der „Tag des HERRN“ ist ein zweischneidiges Schwert: Gericht über die Sünder und Segen für die Gerechten und Demütigen. Wer auf Gottes Seite steht, wird mit Gott am Tag des Gerichts gerechtfertigt. Wer sich gegen Gott stellt, dem bleibt nur Finsternis und Not am „Tag des Grimms“ (Zephanja 1,15.18).
Im ersten Teil des Buches (Joel 1,1-2,27) vergleicht Joel eine Heuschreckenplage mit dem „Tag des HERRN“ (Joel 2,11). Dieser drastische Vergleich macht nur deshalb Sinn, weil Heuschrecken eine wirkliche Gefahr für das Überleben der Gesellschaft darstellten. Joel beschreibt einen Schwarm, der für Israel als Volk das Aus bedeuten konnte. Für den Propheten ist die Heuschreckenplage die erste Phase des „Tages des HERRN“. Heuschrecken und Dürre sind eine Strafe Gottes (5Mose 28,22.38), aber noch ist nichts zu spät! Noch ist Zeit für Buße (Joel 2,12.13). Wie schon zur Zeit des Amos für das Nordreich (Amos 4,7-9), so werden Heuschrecken bei Joel auch für das Südreich zu einem Warnzeichen. Für das Nordreich kam jede Warnung zu spät (Amos 7,8; 8,2), aber vielleicht geht der Zornestag noch einmal an Juda vorüber (vgl. Zephanja 2,3), vor allem dann, wenn sie nicht nur ihre Kleider, sondern auch ihr Herz zerreißen (Joel 2,13). Auch wenn die Buße des Volkes nicht beschrieben wird, so ist sie die logische Grundlage für den Segen, mit dem das Volk in Joel 2,18-27 beschenkt wird. Aber damit ist das Thema „Tag des HERRN“ noch nicht vom Tisch.
Im zweiten Teil des Buches (Joel 3,1-4,21) verlässt Joel die Gegenwart und wendet sich der Zukunft zu. Ein großer und furchtbarer „Tag des HERRN“ (Joel 3,4) wartet darauf, entfesselt zu werden. Bevor er kommt geschehen zwei Ereignisse: Der Geist Gottes wird auf alle Glieder am Volk Gottes ausgegossen (Joel 3,1.2) und am Himmel und auf der Erde wird es zu Wunderzeichen kommen (Joel 3,3.4; 4,15). Es ist die Zeit, der Gemeinde, wenn „jeder, der den Namen des HERRN anruft, […] errettet werden“ wird (Joel 3,5; Apg 2,21; Röm 10,13). Erst danach kommt es zu einer Endschlacht, wenn Gott „alle Nationen versammeln und ins Tal Joschafat hinab führen“ wird (Joel 4,2), wo er am „Tag des HERRN“ im Tal der Entscheidung (Joel 4,14) Gericht übt. Der letzte Blick des Propheten gilt seinem Volk10), das in Sicherheit Wohlstand und Segen genießt, während der HERR „in Zion“ wohnt.

1)
So werden die vier Heuschreckenarten „Heuschrecke, Abfresser, Vertilger und Nager“ aus Joel 2,25 auch in den Targumim (Ein Targum ist eine freie Übertragungen des hebräischen Bibel-Textes ins Aramäische; http://de.wikipedia.org/wiki/Targum) mit „Völker, Sprachen, Regenten und Königtümer“ paraphrasiert, eine Randnotiz zu einer LXX (= Septuaginta, griechische Übersetzung des AT) aus dem 6. Jahrhundert liest „Ägypter, Babylonier, Assyrer, Griechen und Römer“ und auch die Kirchenväter gehen in diese Richtung.
2)
Dabei ist Joels Beschreibung von größter Dramatik und Detailreichtum, wie sie (fast) nur ein Augenzeuge haben kann.
3)
vgl. Joel 1,17; 2,24.
4)
Mehr zu dem Thema „Namen“ kann man in jedem Bibellexikon nachlesen.
5)
Ich bin mir darüber im Klaren, dass der Begriff „Beziehung mit Gott“ irreführend sein kann. Ich versuche damit keinem Mystizismus Vorschub zu leisten, der sich wünscht Gottes persönliche Ansprache, wie sie ein Samuel erlebt hat, von früh bis spät zu erleben. Aber ich denke auch, dass das Leben mit Gott mehr ist als Bibellesen und Festhalten an Orthodoxie. Gott ist Geist und wir sind Geist und unser Leben mit ihm ist ein Leben der Gotteserkenntnis auf allen Ebenen. Leider noch im Glauben und nicht im Schauen, aber trotzdem mit Momenten der bewussten Wahrnehmung, sehr persönlicher Gebetserhörungen, echten Trostes usw.
6)
Rettender Glaube besteht für mich aus (1) dem Akt des Glaubens (Bekehrung/Buße), (2) dem richtigen Inhalt des Glaubens (ich kann nicht wie Charlie Brown an den Großen Kürbis glauben oder wie die Zeugen Jehovas Jesus für einen Engel halten, um gerettet zu werden) und (3) einem Glaubensleben (Gehorsam, Beziehung, Gebet usw.). Mehr dazu in der Lektion 7 „Glaube“ des Jüngerschaftskurses auf Frogwords: Thema 7: Glaube“ ohne Inhalt und Gotteserkenntnis ohne Buße ist „Glaube“ ohne Leben. Buße ist der erste Schritt in die Beziehung mit Gott und Gotteserkenntnis ist das Ziel des restlichen Lebens (vgl. Sprüche 3,6; Johannes 14,21; 17,3). Teil 2 von „Joel“ bringt Gotteserkenntnis in Joel 2,22-3,2 in Verbindung mit (1) materiellem und geistlichem Segen und (2) in Joel 4,16-17 (im Blick auf Jerusalem) mit einer „ewigen“ Errettung((Im Text sehr stark aus der Perspektive von Juda und Jerusalem.
7)
Ich denke, dass Jesu Gebet im Vaterunser ums tägliche Brot auch für Christen wichtig ist und dass es einfach nicht stimmt, dass das Volk Gottes im AT materiellen Segen empfing und das Volk des Neuen Bundes nur geistlichen Segen zu erwarten hat. Ich bin kein Vertreter der Richtung, dass Gott alle Christen reich macht (Wohlstandsevangelium), aber ich glaube, dass er mein Gebet um das tägliche Brot erhört hat und erhören wird, wenn ich zuerst nach seinem Reich trachte (Matthäus 6,33). Ich bin auch davon überzeugt, dass die grundlegenden ethischen Prinzipien, wie sie in „Die Sprüche“ dargelegt werden, heute noch gelten. Wohlstand ist darin die Folge eines weisen Lebensstils (Sprüche 3,9.10), aber kein brauchbares Lebensziel (Sprüche 23,4).
8)
Allen S. 36
9)
Unter den feindlichen Nationen, die Jerusalem angegriffen haben.
10)
Wobei hier m.E. nur der gläubige Überrest im Blick ist!