3,2 HERR, ich habe deine Nachricht vernommen, ich habe gefürchtet, HERR, dein Werk. Belebe ihn inmitten der Jahre, inmitten der Jahre lass <ihn> verstehen; im Zorn¹⁾ gedenke des Erbarmens!

Habakuks Reaktion auf Gottes Nachricht über all das Schlimme, was noch kommen soll, ist Furcht. Glaube und Furcht sind keine zwingenden Gegensätze. Furcht kann ein Ausdruck von Unglauben sein, weshalb Gott sein Volk des Öfteren auffordert „fürchte dich nicht“ (1Mose 15,1; 2Mose 14,13; 20,20; 4Mose 14,9; 5Mose 1,21; 3,22; 20,3; 31,6.8; Josua 10,25). Aber Furcht ist eine völlig verständliche und auf keine Weise ungeistliche Reaktion, wenn man als Prophet hört, dass das eigene Volk zerstört wird²⁾. Gottes Gericht macht Angst, nicht nur den Feinden! Und Habakuks Furcht ist auch ein Ausdruck dafür, dass er Gottes Entscheidung ernst und annimmt³⁾. Sie ist letztlich ein Beleg für seinen Glauben.
In Habakuk 1,5 hatte Gott verheißen, ein „Werk“ zu wirken und nun, wo der Prophet weiß, um was für ein Werk es sich handelt, wird ihm angst und bange.
Welche Zeitspanne ist mit der Formulierung inmitten der Jahre gemeint? Wir wissen es nicht genau. Naheliegend ist es, die Zeit zwischen der Eroberung Israels durch die Babylonier und dem Fall Babylons zu sehen. Es handelt sich damit um die Zeit des Exils.
Was erbittet Habakuk für die Zeit in der Fremde? Der Prophet hat eine Person im Blick, für die er sich in dieser Zeit (1) Leben, (2) Verständnis und (3) Barmherzigkeit wünscht. Ich denke dieser „jemand“ ist niemand anderes als der „Gerechte“ aus Habakuk 2,4. Habakuk betet für den Einzelnen, der mit seinem Leben für einen gläubigen Überrest des Volkes steht. In schlimmen Zeiten braucht der Gläubige in besonderer Weise Bewahrung, Erkenntnis und Gottes Hilfe. Habakuk betet, weil er weiß, dass nur Gott einen Menschen durch solch schlimme Zeiten leiten kann.