3,16 Ich vernahm es, und es zitterte mein Leib; bei der Stimme bebten meine Lippen; Fäulnis drang in meine Gebeine, und wo ich stand, erzitterte ich1): denn ich muss ruhig erwarten den Tag der Drangsal, das Erscheinen des Volkes, das uns angreifen wird2).

Habakuk beschreibt seine Reaktion auf das Gehörte: sein Leib beginnt zu zittern, seine Lippen beben, und er kann sich kaum auf den Beinen halten, er hat eine Angstattacke.
Der Grund ist klar: das Kommen der Chaldäer. Auch wenn Habakuk nun weiß, dass Gott gerecht ist und die Feinde Israels vernichten wird, so geht am Tag der Drangsal kein Weg vorbei. Gott wird sein Volk retten, aber vorher wird er es richten!
Für mich ist Habakuk hier ein Bild auf Jesus im Garten Gethsemane. Der Messias ist angesichts des Gerichts in gleicher Weise wie der Prophet erschüttert – vielleicht sogar noch mehr! Er hat Angst und kann gleichzeitig als Ausdruck seines Glaubens nicht mehr tun, als das Gericht bejahen und erwarten.


1)
W.: unter mir bebte ich. Habakuk fühlt sich, wie man sich bei einem Erdbeben fühlt.
2)
Hier übersetzt die revidierte Elberfelder Bibel: „Jetzt will ich auf den Tag der Bedrängnis warten, dass er heraufkomme gegen das Volk, das uns angreift.“ So sehr diese Übersetzung zum Text davor passt, so wenig passt sie dazu, dass wir hier am Ende von Habakuk angekommen sind, und zur Niedergeschlagenheit des Propheten. Warum sollte er im Angesicht von Gottes Sieg über die Feinde Israels zittern? Im Angesicht einer sicheren, von Gott vorhergesagten Invasion ist sein Zittern und Beben sehr wohl verständlich!