Herzenshärtigkeit

Wessen „Herzenshärtigkeit“ ist hier gemeint? Wie ist der Vers zu verstehen?

Weil die Frage wirklich schwer ist, erlaube ich mir einen Auszug aus einem Predigtskript zur Thematik Scheidung.

Das ganze Skript findet sich hier: Vorträge Scheidung

… Für die Pharisäer ist die Existenz eines Scheidebriefes als Grundlage für das Entlassen der Ehefrau ein Beleg dafür, dass es ein Recht auf Scheidung gibt. Dummerweise zeigt Jesus den Pharisäern jetzt allerdings, dass sie die Bibel nicht verstanden haben. Sie sehen ein Recht auf Scheidung, wo Jesus ein riesiges Herzensproblem wahrnimmt.
Matthäus 19,8: Er spricht zu ihnen: Mose hat wegen eurer Herzenshärtigkeit euch gestattet, eure Frauen zu entlassen; von Anfang an aber ist es nicht so gewesen.
Markus 10,5: Jesus aber sprach zu ihnen: Wegen eurer Herzenshärtigkeit hat er euch dieses Gebot geschrieben.
Ich glaube, dass sich an dieser Stelle nun ganz leicht zwei Auslegungsfehler einschleichen. Erstens. Es wird jetzt schnell so argumentiert: „Gott wollte eigentlich keine Scheidung, aber weil er wusste, dass es sowieso Scheidung gibt, hat er – gegen seinen eigentlichen Willen – Scheidung erlaubt.“ Problem: Damit erlaubt Gott, was er eigentlich verurteilt. Aber Gott ist vollkommen! Er ist nicht der Gott der Notlösungen und Kompromisse! Ein heiliger Gott kann kein Ja zu einem Nein finden. Mal abgesehen davon, dass man mit dieser Argumentation auch ganz schnell jedes andere Gebot der Bibel aushebeln könnte – wer weiß denn wo Gott noch ein Gebot erlassen hat, was nicht ganz so gemeint war – müssen wir genau lesen. Jesus sagt, das Gebot ist für die Frauen von Ehemännern mit einem harten Herzen! Es wurde wegen der Herzenshärtigkeit der Männer erlassen nicht zugunsten der Herzenshärtigkeit. Weil Gott um ihre Herzenshärtigkeit wusste und ihren Verrat (vorher-)sah, hat er ein Gebot erlassen, das den Missbrauch minimiert. Gott sieht über die Scheidungspraxis hartherziger Männer hinweg, weil er die Frauen dieser Männer vor ihren Männern retten will. Zweitens: Es wird dann auch argumentiert, dass Jesus diese Erlaubnis zur Scheidung aufhebt, wenn er sagt: … von Anfang an aber ist es nicht so gewesen. (Matthäus 19,8). Die Frage ist also: Bezieht sich diese Aussage auf die Erlaubnis zur Scheidung in 5Mose 24? Viele Kommentare sagen ja. Gott sieht die Herzenshärtigkeit von Ehemännern und gestattet unter dem mosaischen Gesetz, was vorher nicht erlaubt war: Scheidung. Und Jesus hebt diese Einschränkung wieder auf. So die Argumentation. Aber meine Frage wäre: Ist Herzenshärtigkeit wirklich ein Problem, das es nur zu Moses Zeiten gab? Waren Ehemänner nicht schon immer hart im Herzen, wenn es darum ging, ihre Frau loszuwerden? War Gott um die Frauen am Anfang nicht so besorgt, wie zu späteren Zeiten. Und ist die Herzenshärtigkeit mit Jesus von der Erde verschwunden? Brauchen Frauen heute keinen Schutz mehr vor Ehemännern, die sie um Nichtigkeiten willen einfach entlassen? Und jetzt noch ein Blick in die Grammatik: Die Form gewesen (… von Anfang an aber ist es nicht so gewesen) ist ein Perfekt. Das Perfekt im Griechischen ist resultativ . Es beschreibt also nicht, was vom Anfang an bis zur Zeit des mosaischen Gesetzes war (dafür hätte es das Plusquamperfekt gegeben), sondern es beschreibt, was von Anfang an bis zur Zeit, als Jesus die Worte sprach, galt! Sorry, wenn Grammatik nervt, aber Jesus beschreibt, was zu seiner Zeit (= heute) Stand war! Es ist deshalb einfach falsch, wenn wir Gottes Lehre zur Ehe in Zeiten einteilen – Paradies/Zeit von Mose/Zeit Jesu – und dann meinen, dass die Zeit von Mose eine Zeit der Kompromisse war, die Jesus wieder geraderückt. Und das, obwohl doch Jesus im Alten Bund lebt und behauptet, dass er nichts ändert – kein Jota! Wenn Gott unveränderlich ist, hat Mose in 5Mose 24, dann eigene Ideen produziert, die Jesus jetzt mit göttlicher Autorität wieder geraderückt? Wohl kaum. Also die Frage: Was ist das es, das von Anfang an nicht so gewesen ist. Dazu müssen wir wohl zur Frage der Pharisäer zurückkehren . Für sie war klar: Das Gesetz gibt dem Mann das einseitige Recht, eine Ehe jederzeit (ist es einem Mann erlaubt aus jeder <beliebigen> Ursache seine Frau zu entlassen?) zu beenden. Ehe ist für sie ein Bund, aus dem der Mann sich jederzeit verabschieden kann. DAS war ihre Definition von Ehe! Und sie dachten natürlich, dass das nicht nur ihre eigene Definition war, sondern dass Gott von Anfang an selbst so über Ehe und über die Dauerhaftigkeit von Ehe dachte! Jetzt geht es Gott in 5Mose 24 aber nicht um das Recht, eine Frau zu entlassen, sondern um den Schutz einer Frau vor potentiell gewalttätigen Männern! Es ist also die Postion der Pharisäer zur Ehescheidung. Und Es ist eben nicht eine Erlaubnis, sondern von Anfang an (bis zur Zeit Jesu… und bis heute) ein Nein. Gott will keine Scheidung. Es gibt kein „Recht“ auf Scheidung, nur weil ich weiß, wie man einen Scheidebrief ausstellt und keine Lust mehr auf meinen Partner habe.

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