Sprüche 30,26

Sprüche 30,24-28

Vier sind die Kleinen der Erde, und doch sind sie extrem weise1)):* Ernteameisen, ein Volk ohne Kraft, und so sammeln2) sie im Sommer ihre Nahrung; * Klippdachse sind ein Volk, das nicht stark ist3), und so bauen sie ihre Behausung in Felsgestein; * Ein Heuschreckenschwarm hat keinen König, und so ziehen sie allesamt aus in geordneten Scharen; * Eine Eidechse kannst du mit deinen zwei Händen fangen, und so ist sie in den Palästen der Könige.

Die Schöpfung ist voller Weisheit. Agur zeigt seinen Sohn, wie er vom Verhalten ganz unbedeutender Kreaturen lernen kann. Ihnen hat der Schöpfer Weisheit in den Instinkt gelegt, den wir mit Hilfe unseres Gehirns erfassen und kopieren dürfen.

Agur schaut sich besonders die Kleinen an. Tiere, die man übersehen könnte, die aber trotzdem extrem weise sind. Gott hat sie mit überaus intelligenten Überlebensstrategien ausgestattet, die ihren Nachteil an Größe mehr als wett machen.

Kannst du glauben, dass der Instinkt von Tieren, etwas von der Weisheit Gottes offenbart?

Von den Ernteameisen kann man kluges Vorausplanen und diszipliniertes Handeln lernen. Weil sie im Winter nicht genug Nahrung finden, sammeln sie im Sommer genug Vorräte, um Dürre- und Frostperioden gut zu überstehen.

Dieses Prinzip lässt sich auf viele Bereiche des Lebens übertragen. Es gibt eine Zeit des Sammelns und eine Zeit, in der man von dem lebt, was man gesammelt hat. Unser Leben ist so eingerichtet, dass man nicht alles zu allen Zeiten gleichtun kann; und dieser Tatsache müssen wir Rechnung tragen.

Nenne drei Dinge, die man als junger Mensch sammeln muss, damit man sie im Alter (oder früher) hat! Wo müsstest du vorausschauender agieren, um möglichen, zukünftigen Problemen zu entgehen.

Der Klippdachs weiß, wie man sich versteckt. Er ist ideal dafür ausgestattet, sich auf glatten Felsen zu bewegen und kann sich blitzartig in Felsspalten verstecken. Wir können von ihm lernen, dass wir Schutz brauchen. Von der Ameise lernen wir die Vorsorge, vom Klippdachs lernen wir den Wert eines guten Verstecks.

In der Anwendung kann dieses Prinzip in zwei Richtungen gedacht wer-den. Gott ist unser Schutz, bei dem wir uns bergen können. Er ist der Fels unserer Rettung (5Mose 32,15.37; Psalm 89,27), ein Fels der Zuflucht (Psalm 31,3), meine Festung (Psalm 31,4; 62,3.7) und meine Burg (Psalm 71,3). Ihn kennen und wissen, wie man sich in Zeiten der Not bei ihm bergen kann, das ist der Inbegriff von Weisheit. Aber nicht nur Gott gibt Schutz. Auch die Beziehung zu Menschen oder ein guter Plan B können in Zeiten der Not eine großartige Hilfe sein. Es ist womöglich nicht weise, einfach drauf los zu wurschteln und darauf zu hoffen, dass Gott die eigene Planlosigkeit – womöglich gut versteckt hinter christlichen Floskeln – schon irgendwie richten wird4).

Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, welche Probleme auf dich zukommen könnten?

Ein Heuschreckenschwarm ist ein gutes Beispiel für Ordnung, die nicht in der Existenz einer Leitung (König) begründet ist. Ohne Führung kann es schnell zur Anarchie kommen, es sei denn, dass jedes Teil von sich aus die Rolle einnimmt, die ihm zukommt. Und weil Heuschrecken instinktiv wissen, welche Funktion ihnen im Schwarm zukommt, deshalb bilden sie Schwärme, die ganze Landstriche in kürzester Zeit verheeren können.

Für den Weisen ergibt sich daraus das Prinzip, dass Effektivität da entsteht, wo die Teile eines Ganzen sich danach ausstrecken, die Funktion zu erfüllen, die ihnen (natürlicher Weise) zukommt. Effektivität liegt im Team. Weisheit liegt in einem Team, in dem jedes Mitglied von sich aus, freiwillig, intrinsisch motiviert und uneigennützig seinen Beitrag zum Ergebnis liefert. Es ist gut, die Aufgaben im Leben, die mich überfordern, mit guten Freunden an meiner Seite anzugehen.

Welche Aufgaben im Leben erscheinen dir zu groß? Welche Freunde könnten dir dabei helfen?

Eine Eidechse kann mit zwei Händen gefangen werden. Ihre Strategie ist die Weite. In einem kleinen Zimmer wird sie leicht erkannt und ist schnell erjagt. In einem Palast mit vielen, großen, hohen Räumen kann sie unerkannt leben. Vielleicht sieht man sie kurz über eine Wand huschen, aber niemand würde sich die Mühe machen, ihr nachzujagen. Dafür hat sie viel zu viele Möglichkeiten, sich ihren Verfolgern zu entziehen.

Vielleicht könnte man das Prinzip der Eidechse so beschreiben: Halte dich im Hintergrund. Auch wenn du als Christ ein Fremdkörper bist, kannst du Problemen aus dem Weg gehen, wenn du dich „unsichtbar“ machst. Du musst nicht offensiv zu jeder noch so kontroversen Diskussion Stellung beziehen5) . Spiele dich nicht in den Vordergrund und lass dich nicht unnötig in die Enge treiben.

Wo könntest du in der Gefahr stehen, dass du dein Christsein zu offensiv lebst?

Vom Umgang mit Problemen: Ameisen planen voraus, Klippdachse verstecken sind, Heuschrecken stehen zusammen und Eidechsen wissen sich „unsichtbar“ zu machen.



1)
Wörtlich: weise unter den Weisen (i.S.v. Gewitzten
2)
Wörtlich: bereiten
3)
Wohl in zahlenmäßiger Hinsicht, da sie in Kolonien bis zu 50 Tieren leben.
4)
Wobei an der Stelle auch gesagt werden muss, dass Jesus davor warnt, sich zu zersorgen (Matthäus 6,25ff).
5)
Allerdings dürfen wir auch nicht lügen oder unsere Überzeugungen verraten. Nur gebietet uns der Herr Jesus gerade für Verfolgungszeiten: „… so seid nun klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben.“ (Matthäus 10,16) Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir in einer Demokratie das Recht auf freie Meinungsäußerung haben und es nutzen sollten.