Sprüche 22,22.23

Sprüche 22,22.23

<Spruch #21)>

Beraube nicht den Armen, weil er arm ist,
und zertritt nicht den Elenden im Tor.
Denn der HERR wird ihren Rechtsstreit führen,
und ihren Feinden das Leben nehmen2).

Der Arme ist verletzlich. Er kann sich kaum das Lebensnotwendige leisten, noch weniger hat er die Mittel, sich in einem Rechtsstreit durchzusetzen. Seine Schwäche ist für den Reichen eine Versuchung, der er nicht nachgeben darf. Der Einflussreiche kann zwar mit Leichtigkeit den Elen-den bei der Gerichtsverhandlung im Tor „zertreten“, aber das wäre sehr gefährlich. Die Räuber aus Sprüche 22,22 betrügen sich nämlich selbst, wenn sie denken, dass der Arme ohne Schutz dasteht. Der HERR selbst wird ihn verteidigen. Wenn das Rechtssystem im Tor der Stadt versagt, übernimmt der Schöpfer seinen Fall und rächt den Armen3). Die Feinde des Elenden nehmen seinen Tod billigend in Kauf, wenn sie ihn seiner wenigen Habseligkeiten berauben, und verwirken damit ihr eigenes Leben.

Wann hast du das letzte Mal die Schwäche einer Person zu deinem Vorteil ausgenutzt? Was hat dieser Spruch mit Billiglohnländern zu tun? Bist du dafür bekannt, dass du den Hilflosen und Ausgegrenzten zur Seite stehst, oder machst du mit, wenn man sich auf ihre Kosten lustig macht?



1)
Die einleitenden Verse Sprüche 22,20.21 werden als Spruch 1 gezählt.
2)
Das Wortspiel im Hebräischen lässt sich schwer wiedergeben: Und ihren Plünderern das Leben plündern.
3)
Wann er das tut, bleibt offen, aber nicht, dass er es tut!