Sprüche 19,18

Sprüche 19,18

Züchtige deinen Sohn, bestimmt gibt es noch Hoffnung; und trachte nicht danach, ihn zu töten.

Der Begriff Züchtigung umfasst alle Erziehungsmaßnahmen, das Vorbild (1Chronik 15,22), das ermutigende Gespräch (Hiob 4,3), die Belehrung (5Mose 4,36; Sprüche 31,1; Jesaja 8,11; vgl. Psalm 16,7), die ernste Warnung durch Abschreckung (Hesekiel 23,48), eine sinnvolle Folgestrafe (z. B. Geldstrafe: 5Mose 22,18.19), die Anwendung körperlicher Gewalt (Peitsche: 1Könige 12,11) und sogar auf völkischer Ebene die Vernichtung durch Krieg (Hosea 10,10-15).

Während sich die meisten Sprüche an das Kind richten, ist dieser hier für die Eltern. Er ermutigt dazu, in der Erziehung die Züchtigung nicht zu vergessen, weil es für das Kind Hoffnung gibt. Die Erziehung von Kindern ist eine langwierige und frustrierende Aufgabe. Eltern sollen dabei nicht die Zuversicht verlieren. Es macht keine Freude, sich immer wieder mit dem Kind hinzusetzen und mit ihm über biblische Prinzipien zu reden und Bibelverse auswendig zu lernen. Es ist anstrengend, Grenzen zu setzen und Sünde zu ahnden. Es ist nervtötend, zu warnen, Machtkämpfe zu gewinnen und bei alledem ein gutes Vorbild zu sein, das nicht ausrastet, nicht herumschreit, nicht tobt oder auf andere Weise die Fassung verliert. Kindererziehung ist definitiv anstrengend, aber sie hat ein lohnendes Ziel, und deshalb gilt es: Verlier nicht die Hoffnung! Bleib dran!

Der zweite Teil des Verses ist doppeldeutig. Man kann das und auch als aber übersetzen und somit ergeben sich zwei sehr unterschiedliche, einander vielleicht sogar ergänzende Sinnzusammenhänge. Übersetzt man, wie oben geschrieben, dann ist die zweite Spruchhälfte ein Verstärkung der ersten. Wer seinen Sohn nicht züchtigt, der wird mitschuldig an seinem (ewigen) Tod. Ein Mangel an Korrektur und Kindererziehung ist wie ein Mordanschlag auf die Seele des eigenen Kindes (Sprüche 23,13.14; vgl. Sprüche 13,24; 20,30; 22,6.15; 29,15). Wer sein Kind ohne Züchtigung aufwachsen lässt und es sich selbst überlässt (Sprüche 29,15), trachtet nach dem Leben seines Kindes.

Übersetzt man die zweite Spruchhälfte mit aber, dann werden die Eltern ermahnt, die Züchtigung nicht zu weit zu treiben. Für uns klingt das völlig absurd, aber vergegenwärtigen wir uns bitte die Gewaltbereitschaft der Kultur des Alten vorderen Orients, dann wird sofort verständlich, wie sinnvoll diese Grenze ist 1).

Hinweis: Das deutsche Recht verbietet die körperliche Züchtigung2). Mehr dazu im Kommentar zu Sprüche 13,24 und 23,13.14.



2)
Vgl. § 1631,2 BGB