Sprüche 17,23

Sprüche 17,23

Der Böse nimmt ein Geschenk aus dem Gewandbausch1) an2),
um die Pfade des Rechts zu beugen.

Im Zentrum des Spruchs steht eine böse Person, die in der Lage ist, Einfluss auf den Fortgang und das Ergebnis einer Gerichtsverhandlung zu nehmen. Es wird nicht ausgeführt, wie sie die Pfade des Rechts beugt, aber sie ist bereit, es zu tun, wenn man sie nur anständig bezahlt. Ein Bestechungsgeschenk, heimlich zugesteckt, bewirkt, dass sie sich für den Schuldigen einsetzt. Der (arme) Kläger bekommt nicht sein Recht, Gottes Anspruch an die Justiz wird pervertiert. Wer seine Position oder seine Beziehungen ausnutzt, um das Recht zu beugen, ist in Gottes Augen ein Krimineller, selbst wenn alles so versteckt geschieht, dass kein Außen stehender es mitbekommt.

Gott ist unparteiisch, er sieht die Person im Gericht nicht an (Römer 2,11; vgl. Jakobus 3,17). Bist du auch unparteiisch oder schlägst du dich schon mal auf die Seite deiner Freunde3), auch wenn sie nicht Recht haben?



1)
Eine Kleidungsfalte über dem Gürtel zum ungesehenen Aufbewahren von kleineren Gegenständen (vgl. Sprüche 16,33).
2)
Das hebräische Wort für annehmen hat ein weites Bedeutungsspektrum und kann auch nehmen bedeuten. Dann würde es sich nicht auf den beziehen, der sich bestechen lässt, sondern auf den, der besticht. Ich übersetze mit annehmen wegen der inhaltlichen Parallele zu Psalm 15,5 und Sprüche 15,27.
3)
Auch Freundschaft und Anerkennung kann „bestechend“ sein!