Sprüche 14,10
Das Herz kennt seine eigene Bitterkeit1),
und kein Fremder kann sich in seine Freude mischen.
Die Begriffe Bitterkeit und Freude bezeichnen die Eckpunkte unseres emotionalen Erfahrens. Salomo meint, wenn er die beiden Begriffe nennt, das ganze Spektrum unserer Emotionen, alles was sich zwischen absoluter Niedergeschlagenheit und himmelhochjauchzender Fröhlichkeit befindet. Alle unsere Gefühle haben eins gemeinsam: Wirklich kennen tun nur wir sie. Gefühle sind eine ganz persönliche Angelegenheit. Sie sind zu komplex, zu individuell, zu sehr ein Teil unseres Inneren, als dass ein Fremder sie (ganz) verstehen könnte. Einzig Gott weiß, wie es in uns aussieht (Sprüche 15,11).
Der Vers betont die Einzigartigkeit des Menschen. Es ist normal, dass wir im Umgang miteinander Missverständnisse erleben - denken, den anderen zu kennen, uns aber irren! Auch ein Seelsorger sollte sich darüber im Klaren sein, dass er niemanden „wirklich„ kennt.
An der Klage: „Keiner versteht mich!“ ist etwas dran. Wir dürfen erwarten, in der Gemeinde Trost zu finden (1Thessalonicher 5,14) und Menschen, die sich mit uns freuen und mit uns weinen (Römer 12,15), aber dass die Geschwister erfassen, wie es wirklich tief in uns aussieht. Das geht über ihr Vermögen.
Hast du dich schon einmal allein gefühlt, weil dich niemand „verstanden„ hat? Verstehst du jetzt, dass es falsch ist, die Menschen zu verurteilen, und dass du in solchen Situationen Zeit mit Gott verbringen musst, der allein dein Herz mit seinen Gedanken, Gefühlen und Motiven kennt (1Könige 8,39)?
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