Sprüche 12,16

Sprüche 12,16

Der Ärger des Narren tut sich am selben Tage kund,
aber der Kluge verbirgt die Beleidigung1).

Der Kluge weiß nicht nur durch sein Reden, Gutes zu tun, er weiß auch, wann es besser ist, den Mund zu halten. Selbstbeherrschung im Angesicht einer Beleidigung ist etwas sehr Weises! Während der Ärger den Narren dazu bringt, sich aufzuregen, „an die Decke zu gehen„ oder wütend zu werden, verbirgt der Kluge seine Gefühle. Er lässt sich nicht von seinen negativen Emotionen leiten, sondern kann eine Beleidigung entweder runter schlucken oder zu passender Zeit ansprechen. Wer am selben Tag, d.h. unmittelbar nach einer Kränkung, den Täter zur Rede stellt, wird dabei kaum sachlich und liebevoll vorgehen. Leicht kann es dann dazu kommen, dass „Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort“ (1Petrus 3,9) vergolten wird. Der Kluge weiß um den Reflex zum Bösen, der im Herzen eines Menschen eingebaut ist. Wir wollen sofort zurück schlagen und unser Recht verteidigen, aber weise ist ein solches Verhalten nicht. In der Bergpredigt fordert der Herr Jesus seine Jünger auf, der Gewaltspirale ein Ende zu setzen (Matthäus 5,38-42) und formuliert bewusst einseitig: „Widersteht nicht dem Bösen!2)

Wann bist du das letzte Mal, angestachelt durch eine Beleidigung, „in die Luft gegangen“ und bist damit selbst zum Täter geworden? Passiert dir das häufiger oder war es eine Ausnahme?



1)
O.: Schmähung, Schande, Geringschätzung, Entehrung, Kränkung, Missachtung.
2)
An dieser Stelle redet Jesus nicht über die Themen Selbstverteidigung, Benachrichtigung der Polizei oder den Schutz der eigenen Menschenwürde. Es geht um den Themenkomplex „Beleidigung und böses Verhalten, gegen das ich nichts tun kann“. Ich liebe einen Verbrecher nicht, wenn ich ihm gestatte, mich zum Opfer zu machen! Im Fall einer Beleidigung sieht das anders aus.