Sprüche 11,2

Sprüche 11,2

Kommt Übermut1), so kommt auch Schande;
bei den Bescheidenen aber ist Weisheit.

Übermut bezeichnet eine falsche Selbsteinschätzung2). Der Übermütige denkt zu hoch von sich selbst. Wo sich Übermut breit macht, kommt in ihrem Gefolge auch Schande, denn wer sich einbildet, über den Anderen zu stehen, verhält sich verachtend, rebellisch oder selbstdarstellerisch. Dagegen rät der Apostel Paulus, nicht „höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt„ (Römer 12,3).

Genau das tun die Bescheidenen, die ihre persönlichen Grenzen erkennen, anerkennen und sich ruhig und vertrauensvoll darin einrichten. Während Übermut die eigene Begrenztheit (und Niedrigkeit) nicht wahrhaben will, besteht die Weisheit der Bescheidenen darin, sich selbst zu verstehen, zu sich selbst zu stehen und im Rahmen des eigenen Wirkungskreises (vgl. 1Korinther 7,20.21; 2Korinther 10,13) das Reich Gottes zu bauen. Jeder von uns ist nur für den Gebrauch der Talente verantwortlich, die er für sich erhalten hat (vgl. Matthäus 25,14-30).

Wie denkst du über dich selbst? Neigst du zur Selbstüberschätzung? Fällt es dir manchmal schwer, andere Menschen mit ihren Stärken zu schätzen, weil sie dir die Show stehlen?



1)
O.: Stolz, Hochmut, Vermessenheit; s.a. die Erklärungen zu Sprüche 13,10!
2)
Hinweis: Übermut darf nicht mit Mut verwechselt werden. Wir sind noch lange nicht stolz, wenn wir uns an schwierige Aufgaben herantrauen und uns etwas zutrauen. Eine milde Form der Selbstüberschätzung ist durchaus positiv, wenn sie uns dazu bringt, unsere wahren Grenzen kennen zu lernen. In gleicher Weise darf Bescheidenheit nicht mit Ängstlichkeit verwechselt werden. Der Furchtsame mag nicht zum Hochmut neigen, aber er ist in seiner freiwilligen Selbstbegrenzung nicht weise, weil er sich weigert, seine tatsächlichen Fähigkeiten in Konfrontation mit der Welt kennen zu lernen (vgl. Matthäus 25,25: der Knecht, der sein Talent aus Angst vergräbt).