Sprüche 10,29

Sprüche 10,29

Der Weg des Herrn ist eine Bergfestung für die Vollkommenheit1),
aber Untergang2) für die, welche Frevel3) tun.

Mit dem Begriff Vollkommenheit wird in den Sprüchen ein Verhalten der vollständigen Hingabe an den Herrn beschrieben, wie es sich praktisch in einem an der Weisheit der Sprüche ausgerichteten Leben zeigt.

Der Weg des Herrn beschreibt das Verhalten Gottes gegen die Frevler und die Gerechten. Während die einen ihn als sichere Bergfestung erleben, die ihnen in den Stürmen des Lebens Zuflucht und Sicherheit bietet, erfahren die Bösen ihn als den, der ihren Untergang bewirkt.

Gruselt es dich manchmal, wenn du darüber nachdenkst, was es für die Frevler bedeuten muss, dass sie Gott zum Feind haben?



1)
Gemeint ist aufgrund der Parallele zu denen, die […] Frevel tun, der Mensch, der in Vollkommenheit lebt. O.: Lauterkeit. Die Bibel weiß darum, dass der Mensch nie vollkommen, i.S.v. sündlos oder perfekt sein kann. In dem Moment, da wir annehmen, sündlos zu sein, sind wir es nicht, sondern werden zu Lügnern (1Johannes 1,8). Wir werden Gottes Anspruch an unser Leben (vgl. Matthäus 5,48) auch als Christen nie ganz erfüllen können. Und trotzdem sollen wir ganz aktiv darauf hinarbeiten, eine klare Vorstellung von dem „Guten und Wohlgefälligen und Vollkommenen“ zu gewinnen (Römer 12,2), um ein frommes Leben zu führen, das sich, trotz aller Unvollkommenheit, ganz für Gottes Sache einsetzt (Römer 12,1). Der Vollkommene ist also nicht der perfekte, sondern der reife und bewährte Gläubige. Wenn man so sagen will, gibt es vor Gott immer nur die relativ Gerechten und nie die absolut Gerechten (Jesus ist die einzige Ausnahme; vgl. 1Petrus 2,22; Hebräer 4,15; 2Korinther 5,21).
2)
O.: Schrecken.
3)
Der Begriff stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet Übermut, Gewalt(tat) oder bösen Willen.