9,4-6 „Wer ist einfältig1)? Er wende sich hierher!“ Zu den Unverständigen spricht sie:
„Kommt, esst von meinem Brot und trinkt von dem Wein, den ich gemischt habe!
Lasst ab von der Einfältigkeit und lebt und schreitet einher auf dem Weg des Verstands!“


Die Weisheit wendet sich an die Unverständigen, aber sie nimmt keine Diagnose vor. Jeder muss sich selbst fragen, „bin ich einfältig?“ Die Weisheit kann dem nicht helfen, der sich - ohne es zu sein - für klug hält.

Ist das eine Gefahr, in der du stehst, dass du dich für klug hältst, obwohl du es nicht bist?


Frau Weisheit hat ein Herz für Dummköpfe, die sich ihrer Mangelhaftigkeit bewusst sind, und bietet ihnen ein kluges, selbstbestimmtes Leben an. Weisheit ist kein Privileg der Schlauen, sondern ein Vorrecht der Lernwilligen. Ein Weg des Verstands, also ein Leben das klug geführt wird und gelingt, kommt nicht einfach so über einen Menschen, sondern es wird erarbeitet. Und der erste Schritt auf diesem Weg ist die Einsicht in die eigene Dummheit und die Bereitschaft, auf Gottes Weisheit zu hören.
Frau Weisheit lädt ein, kommen muss jeder selbst. Wer weise werden will, muss sich von seinen alten Ideen mit ihrer angeborenen Einfältigkeit wegwenden und als Gast an den Tisch der Weisheit setzen. Die Gebote esst und trinkt sind ein Bild für die Beschäftigung mit den Geboten Gottes. Wie man Brot kaut und Wein trinkt, so muss das Wort Gottes durchdacht und dann verinnerlicht werden. Ohne Kosten darf sich jeder an den Gaben der Weisheit Gottes genussvoll satt essen. Gott gibt uns so viel Einsicht ins Leben, wie wir brauchen, um zutiefst glücklich zu werden. Was die Nahrung für den Körper, ist das Wort der Weisheit für das geistliche Leben.
Als Gäste der Weisheit sind wir dazu berufen, kontinuierlich gute Entscheidungen zu treffen und ein Leben zu führen, das von Weitsicht und Durchblick geprägt ist. Gott will tatsächlich unser Glück! Und es ist ein Angebot nicht nur an die oberen zehn Prozent der Bevölkerung, sondern an alle!

1)
S. die Erklärungen zu Sprüche 1,4.