Sprüche 5,8

Sprüche 5,8
Halte fern von ihr deinen Weg, und nahe nicht zu der Tür ihres Hauses:

Wie kann der Sohn die Worte aus dem Mund des Vaters umsetzen? Indem er Vorkehrungen trifft, um der unkeuschen Frau nicht zu begegnen. Gegen den natürlichen Trieb und entgegen gesellschaftlicher Erwartungen soll er sich von solchen Frauen fern halten. Ihnen nicht zu begegnen, ist sein bester Schutz. Steht er erst einmal vor ihrer Haustür, ist es für ihn womöglich schon zu spät. Dann sitzt er vielleicht schon in der Falle. Salomo ist sehr deutlich: Halte dich fern von Frauen (und Männern), die es auf einen One-Night-Stand anlegen1). Wer mit dem Feuer spielt, wird sich verbrennen! Wer es auf Intimität anlegt, wird sie bekommen! Der Teufel weiß darum, welches Vernichtungspotential sich in irregeleiteter Sexualität befindet. Deshalb ist dieser Tipp so gut: Halte dich fern! Es gibt Situationen, die zur Verführung einladen, sei es die Party mit viel Alkohol, die Geschäftsreise ins Romantikhotel, die Nacht allein vor dem Computer (es muss sich ja nicht immer um eine „reale“ Frau handeln), das Seelsorgegespräch mit jener von ihrem Mann vernachlässigten Schwester im Herrn, die dir eh schon lange gefällt oder einfach ein Diskobesuch. Wer schlau ist, weiß um die Gefahren, die von solchen Aktionen ausgehen.

Wann bist du das letzte Mal in diesem Bereich unvorsichtig gewesen?


In dem apokryphen Buch Jesus Sirach2) finden sich folgende erläuternde Gedanken: „Meide die Frau, die dich verführen will, damit du ihr nicht ins Netz gehst. Lass dich nicht hinreißen von der Sängerin, damit sie dich nicht mir ihren Künsten fängt. Schau nicht zu viel nach den Mädchen […] Gaffe nicht umher in den Straßen der Stadt, und laufe nicht durch alle einsamen Winkel. Wende den Blick weg von schönen Frauen, und schau nicht nach Reizen, die dich nichts angehen; denn schöne Frauen haben schon viele betört, […] Sitze nicht bei der Frau eines andern und schmause nicht mit ihr und scherze nicht mit ihr beim Wein, damit nicht dein Herz sich ihr zuneigt […]“ (Jesus Sirach 9,3-13)


1)
Da Gott nicht nur Ehebrecher, sondern auch Unzüchtige richtet (Hebräer 13,4), gilt diese Warnung nicht nur für verheiratete Frauen, sondern für alle Formen von „leichten Mädchen“ (und deren männlichem Pendant).
2)
Jesus Sirach ist zwischen Altem und Neuem Testament entstanden, vielleicht 200 v.Chr. Ich zitiere ihn, weil er zwar nicht Gottes Wort ist, aber das Denken der Juden in dieser Zeit repräsentiert. Ihre hohe Ethik findet ihr Fundament im Denken der Sprüche, aber es finden sich auch deutliche Hinweise auf Werksgerechtigkeit. Für mich ist das Buch interessant, weil Jesus seinen Jüngern die Lehren der Pharisäer als nachahmenswert vorstellt (Matthäus 23,3), während er das Tun der Pharisäer als Heuchelei bloßstellt. Wenn Jesus Sirach das frühe Denken der Pharisäer repräsentiert, wovon ich überzeugt bin, dann können wir seine Ethik annehmen, müssen jedoch darauf achten, nicht den Fehler der Pharisäer zu begehen, die im Kleinen perfekt, aber in den wichtigeren Dingen des Gesetzes, nämlich bei den Themen Gericht, Barmherzigkeit und Glauben, nachlässig waren (Matthäus 23,23). Jesus Sirach ist gut, um Bibelstellen zu erhellen, aber wir sollten ihn nicht verwenden, um neue Theologie darauf aufzubauen.