Sprüche 3,3

Sprüche 3,3
Güte und Wahrheit mögen dich nicht verlassen; binde sie um deinen Hals, schreibe sie auf die Tafel deines Herzens;

Güte und Wahrheit stehen für die praktischen Auswirkungen der väterlichen Belehrung (vgl. Sprüche 3,27-30) und damit für die Belehrung selbst1). Die beiden Begriffe sind Tugenden, die in deutlichem Kontrast zur Selbstsucht und Untreue böser Menschen stehen. GÜTE meint Liebe, Wohlwollen, Freundlichkeit, Mitgefühl und Gnade, die wir anderen Menschen zeigen, und Wahrheit könnte man auch mit Festigkeit, Zuverlässigkeit oder Integrität übersetzen. Zusammengenommen beschreiben die beiden Begriffe den Charakter eines Gerechten, der aus einer stabilen Gottesbeziehung heraus für die Nöte der Menschen um ihn herum lebt. Der Weise steht, wie alle Menschen, in der Gefahr, dass er die Wichtigkeit von Güte und Wahrheit vergisst, weshalb der Vater ihm zwei Tipps gibt, was er tun kann, damit sie ihn nicht verlassen. Zuerst einmal soll er sie wie ein Geschmeide um seinen Hals legen. Wie schon in Sprüche 1,9 kurz dargestellt, geht es dabei nicht nur ums Schmücken, sondern um das Darstellen. Der Sohn kann Güte und Wahrheit bewahren, indem er sie für andere sichtbar lebt. Dasselbe gilt für Christen, die durch ihre guten Werke Licht der Welt und Salz der Erde sind - sie können nicht verborgen bleiben (Matthäus 5,13ff). Der zweite Tipp des Vaters hat damit zu tun, Güte und Wahrheit auf die Tafel des Herzens (s.a. Exkurs: Das Herz) zu schreiben, d.h. viel darüber nachzudenken (Jeremia 17,1.2). Ich bewahre einen geistlichen Lebensstil also durch rechtes Tun und Denken. Diakonie und Orthodoxie gehören zusammen. Soziales Engagement ohne geistliches Verständnis ist genauso falsch, wie theologische Reflexion ohne Anwendung.

Auf welcher Seite neigst du vom Pferd zu fallen? Bist du eher der, der Gutes tut, aber keine Lust aufs Nachdenken hat, oder bist du der Theoretiker, dem es genügt, das Gute zu wissen, auch wenn man es in seinem Leben nicht sieht?



1)
Vgl. Sprüche 6,20.21; 7,1-3 wo der Sohn das väterliche Gebot und die Weisung der Mutter aufs Herz binden und um den Hals winden soll bzw. die Gebote und die Weisung des Vaters bewahren, um den Finger binden und auf die Tafel des Herzens schreiben soll.