4,9 Ruft dies unter den Nationen aus, heiligt einen Krieg, erweckt die Helden! Herankommen und heraufziehen sollen alle Kriegsleute! 4,10 Schmiedet eure Pflugscharen zu Schwertern1) und eure Winzermesser zu Lanzen! Der Schwache sage: Ich bin ein Held! 4,11 Eilt und kommt her, all ihr Nationen ringsumher, und versammelt euch! Dahin, HERR, sende deine Helden hinab! 4,12 Die Nationen sollen sich aufmachen und hinaufziehen ins Tal Joschafat! Denn dort werde ich sitzen, um alle Nationen ringsumher zu richten.

Gott ruft nicht sein Volk zu den Waffen, sondern seine Feinde2). Aus Werkzeugen sollen Waffen gefertigt werden: Pflugscharen zu Schwertern, Winzermesser zu Lanzen. Nicht nur die Kriegsleute, jeder Schwache soll Mut schöpfen, um gegen Jerusalem in den Krieg zu ziehen3).
Der Wechsel in Joel 4,11 von eilt und kommt her zu dahin, Herr, sende dein Helden bringt sprachlich das dynamisch Chaotische der Situation zum Ausdruck, die für den Einzelnen nicht mehr klar werden lässt, wer hier wen sendet, wo sich noch ein göttliches Mandat oder schon ewiges Gericht manifestiert.
Jerusalem wird im wahrsten Sinne des Wortes zu einer „Taumelschale für die Völker ringsum […] zu einem Stemmstein für alle Völker; alle, die ihn hochstemmen wollen, werden sich wund reißen. Und alle Nationen der Erde werden sich gegen es versammeln.“ (Sacharja 12,2.3) Gott kann sagen: „Siehe ein Tag kommt, […] Und ich versammle alle Nationen nach Jerusalem zum Krieg.“ (Sacharja 14,1.2). In ihrem Herzen denken die Heiden über die heilige Stadt: „Sie werde entweiht! und: Unsere Augen sollen an Zion ihre Lust sehen! Aber sie kennen nicht die Gedanken des HERRN und verstehen seinen Ratschluss nicht, dass er sie gesammelt hat wie Garben auf der Tenne.“ (Micha 4,11.12) Dieselben Nationen, die über Jahrhunderte hinweg, das Volk Gottes verfolgt und gedemütigt haben, werden jetzt selbst von Gott zur Rechenschaft gezogen. Es ist die Zeit, zu der die sechste Zornesschale4) ausgegossen wird, die den Strom Euphrat vertrocknen lässt, um den Weg der „Könige von Sonnenaufgang“ (d.h. aus dem Osten) zu bereiten (Offenbarung 16,12). Johannes sieht „Geister, wie Frösche; […] Geister von Dämonen, die Zeichen tun, die ausziehen zu den Königen des ganzen Erdkreises, sie zu versammeln zu dem Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen. […] Und er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmageddon5) heißt“ (Offenbarung 16,13b.14.16)

1)
Die umgekehrte Reihenfolge findet sich in Jesaja 2,4 und Micha 4,3 als ein Ausdruck eines ewigen göttlichen Friedens. Vor diesem Frieden aber kommt ein Gericht.
2)
In „Mein Kampf“ schreibt Hitler: „So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn“. Auch er fühlte sich von Gott zum Kampf gegen ein weltweites Judentum berufen. In diesem Geist werden die Nationen in der Endzeit Richtung Jerusalem ziehen.
3)
Ähnliches passiert beim Pharao von Ägypten, dessen Herz von Gott „stark gemacht“ wird, damit dieser gemäß seines eigenen Wunsches trotz der Katastrophen um ihn herum nicht vor Gott kapituliert (2Mose 9,12; 10,20.27; 11,10).
4)
Aufbau von Offenbarung 4-16(Aus den Vhs-Unterlagen zur Offenbarung (2001).)
5)
„Harmageddon“ ist begrifflich von einem hebräischen Ausdruck abgeleitet, der vermutlich „Gebirge (oder Berg) von Megiddo“ bedeutet. Man sieht von dort auf die Ebene Jesreel, auf der die Schlacht gegen Gog und/aus Magog stattfindet (Hesekiel 38.39; Offenbarung 20,7-9) und von der manchen Ausleger denken, dass sie auch der Ort des Gerichts ist, von dem Joel spricht. Die Ebene selbst ist etwa so groß wie das Berliner Stadtgebiet.