3,3 Und ich werde Wunderzeichen geben am Himmel und auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchsäulen. 3,4 Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare.

Israel ist dem Tag des HERRN entkommen, aber ein anderer Tag des HERRN wird kommen und unausweichlich die Feinde Gottes treffen. Petrus drückt diesen Gedanken so aus: „Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange beim Haus Gottes; wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen?“ (1Petrus 4,17) Gottes Gericht ist unparteiisch, es beginnt sogar bei denen, die ihm am Nächsten stehen1), aber es trifft schlussendlich alle! Für die Völker, die gegen Israel ziehen, ist der Tag des HERRN ein Tag der Vergeltung (Obadja 15).
Wie die Heuschrecken Israel warnten, so werden andere kosmische Katastrophen zum Vorzeichen für den Tag des HERRN, der als der große und furchtbare in die Geschichte eingehen wird. Wunderzeichen am Himmel und auf der Erde werden die Welt warnen: Blut2), Feuer, Rauchsäulen3), Finsternis4) und ein blutroter Mond 5)) gehen ihm voran. Jesus spricht in seiner Endzeitrede in gleicher Weise davon, dass diese Dinge geschehen werden „gleich nach der Drangsal“ kurz bevor der Sohn des Menschen mit Macht und Herrlichkeit wiederkommt (Matthäus 24,29; Lukas 21,10.11.25; Markus 13,24.25).
Der Übergang von Joel 3,2 zu Joel 3,3 lässt nicht ahnen, dass damit ein Zeitraum von wenigstens 2000 Jahren gemeint sein könnte. Zwischen diesen beiden Versen liegt die Zeit der Gemeinde, die an Pfingsten beginnt und mit der Entrückung der Gläubigen (1Thessalonicher 4,16.17; 2Thessalonicher 2,6.7) vor dem Tag des Herrn (vgl. Anhang: Die Tage Gottes) endet. Diese „prophetische Perspektive“, die die Zukunft wie einen Blick über Berggipfel wahrnimmt, ohne die Täler zu sehen, finden wir auch sonst in der Bibel. Die bekannteste Stelle dürfte Jesu Predigt in Nazareth sein. Er liest dort aus dem Propheten Jesaja vor und stoppt mitten im Satz mit: „auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn.“ (Lukas 4,19). Schaut man sich die Stelle an, die Jesus vorliest, geht der Satz folgendermaßen weiter: „auszurufen das Gnadenjahr des HERRN und den Tag der Rache für unseren Gott.“ (Jesaja 61,2) Jesaja sieht gleichzeitig das Gnadenjahr Gottes und den „Tag der Rache“, aber Jesus liest den zweiten Teil aus Jesaja 61,2 bewusst nicht mehr vor, weil er weiß, dass die beiden Ereignisse in Wirklichkeit weit voneinander getrennt sind. Dasselbe gilt für den Übergang von Joel 3,2 zu Joel 3,3.

1)
Dabei ist es egal, ob es sich um sein alttestamentliches Bundesvolk handelt oder um die neutestamentliche Braut Christi. Es ist einfach ein Prinzip, dass Nähe zu Gott mit Verantwortung verbunden ist (vgl. Jakobus 4,8).
2)
d.h. Kriege, Genozid, Hungerkatastrophen
3)
wörtlich: „Palmen aus Rauch“ (vgl. Richter 20,40). Sie entstehen als Folgen eines Kriegs über niedergebrannten Städten.
4)
Finsternis kann geistlich und/oder natürlich verstanden werden.
5)
In Matthäus 24,29 und Markus 13,14 verliert der Mond seinen Schein. Das sechste Siegel der Offenbarung hört sich so an: „… und es geschah ein großes Erdbeben; und die Sonne wurde schwarz wie ein härener (= aus Haar bestehend, d.h. blickdicht) Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut.“ (Offenbaraung 6,12