3,1 Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles1) Fleisch2). Und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Greise werden Träume haben, eure jungen Männer werden Gesichte sehen. 3,2 Und selbst über die Knechte und über die Mägde werde ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen.

Materieller Segen ist nur die erste Stufe des göttlichen Segens, den Gott für sein Volk bereit hält. Ein anderer „Regen“ wird danach[[ Die Erfüllung findet ein paar Jahrhunderte später an Pfingsten in den Jahren 30-33 n.Chr. (so genau wissen wir das nicht) statt. )) ausgegossen werden. Diesmal handelt es sich nicht um Wasser, sondern um den Geist Gottes und es sind nicht einzelne Auserwählte, die daran Anteil bekommen, sondern alles Fleisch, Söhne, Töchter, Greise, junge Männer, Knechte und Mägde. Unabhängig von Geschlecht, Alter und sozialem Status3) werden sie Gottes prophetiewirkenden, d.h. begabenden4)), Geist empfangen. Jesaja beschreibt es so: „So spricht der HERR […] Fürchte dich nicht […] Denn ich werde Wasser gießen auf das durstige und Bäche auf das trockene Land. Ich werde meinen Geist ausgießen auf deine Nachkommen und meinen Segen auf deine Sprösslinge.“ (Jesaja 44,3.4) Hesekiel erklärt für das Volk, das aus der Diaspora zurückkehrt: „Und sie werden erkennen, dass ich der HERR, ihr Gott bin, da ich sie zwar gefangen zu den Nationen weggeführt habe, sie aber wieder in ihr Land sammle und keinen mehr von ihnen dort zurücklasse. Und ich werde mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, wenn ich meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen habe, spricht der Herr, HERR.“ (Hesekiel 39,28.29). Mit der Ausgießung des Heiligen Geistes erfüllt sich der Wunsch Moses aus 4Mose 11,29: „Mögen doch alle im Volk des HERRN Propheten sein, dass der HERR seinen Geist auf sie lege5).“ Hesekiel beschreibt m.E. den Segen des neuen Bundes in Hesekiel 36,25-27: „Und ich werde reines Wasser auf euch sprengen, und ihr werdet rein sein, von all euren Unreinheiten […] Und ich werde euch ein neues Herz geben6) und einen neuen Geist in euer Inneres geben; […] Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben7); und ich werde machen, dass ihr in meinen Ordnungen lebt und meine Rechtsbestimmungen bewahrt und tut.“8)) Vom Neuen Testament her kommend wissen wir, dass der Heilige Geist uns Gott nahe bringt, sodass wir ihn ohne Furcht „Abba“ (Papi) nennen dürfen (Römer 8,15; Galater 4,6), dass er uns im Kampf gegen das Fleisch leiten will (Römer 8,4.12.13; Galater 5,16), dass er uns kräftigt (2Timotheus 1,7; vgl. Micha 3,8), dass er uns begabt (1Korinther 12,4.7-11; 1Petrus 4,10) und dass er hinter der Transformation unseres Charakters in das Bild Christi steckt (Römer 8,29; 2Korinther 3,18).
Träume und Gesichte sind legitime Kommunikationsmittel Gottes, um seinen Willen kund zu tun (1Mose 28,12-17; 4Mose 12,6; 1Samuel 28,6), auch wenn es falsche Propheten gibt, die dieses Mittel zu ihren Zwecken ausnutzen und identifiziert werden müssen9) (5Mose 13,2-6; Jeremia 23,9-22; Hesekiel 13,3-16; 1Johannes 4,1; vgl. die Warnung Jesu in Matthäus 24,11).

1)
Hier scheint schon Gal 3,28 durch, wo Paulus beschreibt, wie alle eins werden in Christus, d.h. durch den Glauben an Jesus, und durch Christus der Weg für jeden Menschen frei wird zur selben Gemeinschaft der Heiligen in Christus. Joel 3,5 wird den Gedanken fortführen.
2)
Mit „Fleisch“ wird der Mensch als Geschöpf beschrieben, das abhängig, zerbrechlich und irdisch ist. Gott ist „Geist“, der Mensch ist „Fleisch“ (vgl. Jesaja 31,3).
3)
Wenn man „Knechte“ mit „Sklaven“ gleichsetzt, werden hier sogar Nichtjuden mit einbezogen. Diese durften auch sonst an den Festtagen teilnehmen (5Mose 5,14; 12,12).
4)
Im Alten Testament ist das Thema „Geistesgaben“ absolut unterentwickelt. Nicht nur, dass es wenige sind, die den Heiligen Geist bekommen, eine echte Gabenlehre wird erst im Neuen Testament entwickelt. Auch wenn es Beispiele für geistgewirkte Künstler (2Mose 31,3) und Kämpfer (Richter 15,14) gibt, so ist Weissagung die „normale“ Reaktion, wenn der Geist über einen Menschen kommt (1Samuel 10,10; 19,20; 1Könige 22,22; Nehemia 9,30; Sacharja 7,12
5)
Hier wird der Begriff in seinem weitesten Sinn verwendet! Ein Prophet ist ein Mensch, auf dem der Geist Gottes liegt. In diesem Sinn verwendet auch Joel m.E. den Begriff „weissagen“. Er umfasst im weitesten Sinn alle vom Geist Gottes gewirkten Gaben, weshalb die Sprachenrede in Apostelgeschichte 2 als Erfüllung von Joel 3 gewertet werden kann, obwohl die Galiläer formal gar nicht „weissagen“, sondern die Gabe der Sprachenrede praktizieren.
6)
Soweit ich sehe ist das „neue Herz“ identisch mit dem „beschnittenen Herzen“ aus 5Mose 30,6, das man durch Umkehr zu Gott erhält (5Mose 30,1.2).
7)
In Lukas 11,13 wird die Gabe des Heiligen Geistes von Jesus zum Höhepunkt göttlicher Güte erklärt. Der Heilige Geist ist das ultimative Geschenk Gottes an seine Kinder, ein Siegel und Unterpfand unserer Erlösung (Epheser 1,13.14).
8)
Ohne den Geist Gottes zu erwähnen, kommentiert Jeremia die Auswirkungen des Neuen Bundes mit diesen Worten: „Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben.“ (Jeremia 31,33
9)
Drei Dinge identifizieren einen falschen Propheten: (1) Falsche Lehre (5Mose 13,3), ein sündiger Lebensstil (Jeremia 23,14) und (3) die Prophezeiung trifft nicht ein (5Mose 18,22).