1,19 Zu dir, HERR, rufe ich1); denn ein Feuer hat die Weideplätze der Steppe verzehrt und eine Flamme alle Bäume des Feldes versengt. 1,20 Auch die Tiere des Feldes schreien lechzend zu dir; denn vertrocknet sind die Wasserbäche, und ein Feuer hat die Weideplätze der Steppe verzehrt.

Joel betet, weil er andere durch sein Klagegebet zum Flehen anreizen will. Wie ein Vater seinem Kind das Beten beibringt, indem er ihm ein Mustergebet vorspricht (vgl. Vaterunser in Matthäus 6), so zeigt er dem Volk, wohin das Gebet gerichtet sein muss: Zu dir, HERR, rufe ich. Nur Gott kann noch helfen. Wie ein Feuer haben Heuschrecken und Dürre die Weideplätze verzehrt und alle Bäume versengt. Die Trockenheit macht besonders den wilden Tieren zu schaffen. Für sie gibt es weder Wasserbäche noch Futter und ihr Schreien ist ein Schreien zu Gott um Nahrung (Hiob 38,41; Psalm 104,21). Joel stimmt also in das Gebet der Tierwelt mit ein, wenn er seine Not dem HERRN klagt, und zeigt dadurch, dass Gott für ihn Schöpfer und Bundesgott ist. Wenn schon die Tierwelt zu Gott schreit, wie lange will das Volk noch warten? Schlimmer können die Umstände nicht mehr werden! Mehr Anreiz kann Joel ihnen nicht mehr geben. Es sei denn, er erinnert sie noch einmal an das apokalyptische Ausmaß der Katastrophe, die über sie herein¬gebrochen ist, und bewertet als Prophet das Grauen der Heuschreckenplage als ein Vorzeichen auf den Tag des HERRN.


1)
Typisch für Klagen: Psalm 28,1; 30,9; 86,3.